Nachricht 20.01.2013

Deutsche Bank: Weiter mit Nahrungsmittelspekulation

Trotz aller Kritik hat die Deutsche Bank angekündigt, weiterhin hochspekulative Anlagen in Grundnahrungsmittel anzubieten. Und das, obwohl das größte Geldhaus des Landes erstmals anerkennt, dass diese Finanzprodukte die Preise für Lebensmittel in die Höhe treiben können – eine unverantwortliche Entscheidung.

Es war ein Paukenschlag auf der Grünen Woche in Berlin: Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen kündigte gestern an, auch weiterhin hochspekulative Anlagen auf Basis von Agrarrohstoffen anzubieten. Die angekündigte „umfassende Studie“, die die Auswirkung dieser Finanzprodukte auf Lebensmittelpreise untersuchen sollte, wurde gar nicht erst vorgelegt – stattdessen lediglich einige Absätze in einem „Fragen und Antworten“-Text auf der Internetseite des Unternehmens.

Wissentlich mitschuldig am Hunger in der Welt

Die Entscheidung ist umso bemerkenswerter, als dass die Deutsche Bank zugleich erstmals anerkannte, dass ihre Produkte fatale Auswirkungen haben können. In ihrer offiziellen Mitteilung heißt es zur Begründung wörtlich, „dass es kaum stichhaltige empirische Belege für die Behauptung gibt, die zunehmende Bedeutung von Agrarfinanzprodukten sei für Preissteigerungen oder erhöhte Preisschwankungen verantwortlich“. Dass es „kaum“ Belege gibt, bedeutet jedoch nichts weniger als: Es gibt sehr wohl Belege, die auch die Deutsche Bank anerkennt. Und wenn Nahrungsmittelpreise steigen, können sich Menschen in den ärmsten Regionen der Welt nicht mehr ausreichend mit Lebensmitteln versorgen. Sie werden in den Hunger getrieben – die Deutsche Bank macht sich mitschuldig daran, wissentlich. Wie viele Belege will sie noch haben, bis sie endlich handelt? Woraus besteht der vom Spitzenduo des Hauses Jürgen Fitschen und Anshu Jain angekündigte Kulturwandel – in einem neuen Maß an Rücksichtslosigkeit?

Hochspekulative Finanzprodukte können zu großen Preisschwankungen und Preisspitzen führen, die Nahrungsmittel für Menschen in den ärmsten Ländern der Welt unbezahlbar machen. Dafür gibt es ausreichend wissenschaftliche Nachweise, die durch Erkenntnisse aus der Praxis gedeckt sind. Verantwortlich handeln hieße für die Deutsche Bank, sich vorsorglich aus der Spekulation mit Agrarrohstoffen zu verabschieden. Wer an der Spekulation mit Agrarrohstoffen festhalten will, sollte schon die Unschädlichkeit beweisen können, nicht umgekehrt.

Viele Banken sind ausgestiegen – aus Vorsorgegründen

Andere Banken, darunter die DekaBank der Sparkassen, die LBBW, die Landesbank Berlin und die Commerzbank, hatten sich unter Verweis auf das Vorsorgeprinzip aus der Agrarspekulation zurückgezogen.

foodwatch hatte im Herbst 2011 den Report „Die Hungermacher – Wie Deutsche Bank, Goldman Sachs & Co. auf Kosten der Ärmsten mit Lebensmitteln spekulieren“ vorgelegt und unter dem Motto „Hände weg vom Acker, Mann“ zum Protest gegen Agrarspekulation aufgerufen. Der damalige Vorstandschef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, sagte daraufhin eine detaillierte Prüfung der Vorwürfe Bis zum Januar 2012 zu. Im Januar 2012 schließlich  kündigte die Deutsche Bank gegenüber foodwatch an, zunächst eine „umfassende Studie zum Thema Handel mit Agrarrohstoffen und Hunger“ erarbeiten zu wollen und deren Ergebnisse mit Organisationen wie foodwatch zu diskutieren. Ein Versprechen, das offenbar gebrochen wurde: Anstelle einer „umfassenden Studie“ hat die Deutsche Bank nun lediglich ihren kurzen Frage- und Antwort-Text auf ihrer Internetseite publiziert, eine Einladung zur Diskussion von Studienergebnissen ist ebenso wenig erfolgt.