In der Debatte um eine stärkere Regulierung der Spekulation wird vor allem eine Beschränkung des Zugangs für Spekulanten zu den Terminbörsen diskutiert. Dazu muss die absolute Zahl der zum Zweck der Spekulation geschlossenen Warenterminverträge begrenzt werden. Dies kann durch die Einführung von „Positionslimits“ geschehen – eine für jede Börse und jeden Rohstoff definierte Obergrenze, wie viele Kontrakte einzelne Unternehmen und Händler jeweils zeichnen dürfen. Ob damit aber die Spekulation so weit gemindert werden kann, dass sie keine preisverzerrende Wirkung mehr hat, ist fraglich. Zwar könnten die großen Investmentbanken wie Goldman Sachs oder Deutsche Bank nicht mehr wie bisher im Auftrag ihrer Kunden enorme dreistellige Milliardenbeträge auf die Futures-Börsen lenken. An ihre Stelle könnte aber eine größere Zahl anderer Finanzunternehmen treten. Das Gesamtvolumen der spekulativen Anlagen und damit ihr Einfluss auf die Preise an den Warenterminbörsen würde dadurch vermutlich nur wenig oder gar nicht gesenkt.
„Aggregierte“ Positionslimits
Um der Spekulation Herr zu werden, bedürfte es daher „aggregierter Positionslimits“, also absoluter Obergrenzen nicht nur für einzelne Unternehmen, sondern für den Anteil der Spekulation am Terminhandel insgesamt. Alle Finanzanleger zusammen dürften demnach zum Beispiel nicht mehr als 30 Prozent aller Derivate für einen an den Börsen gehandelten Rohstoff halten. Würde die Grenze überschritten, müssten die Anleger ihre Positionen jeweils anteilig vermindern. Für Rohstoff-Indexfonds könnte zudem eine besondere Grenze in Höhe von 10 Prozent aller Positionen gelten.
Rein spekulative Anleger schwer zu erkennen
Aber Positionsgrenzen – gleich in welcher Form – bergen ein grundsätzliches Problem: Ihre Anwendung setzt voraus, dass die Aufsichtsbehörden in der Lage sind, die rein spekulativen Anleger klar von jenen Akteuren zu unterscheiden, die Terminkontrakte zeichnen, um sich gegen Preisschwankungen für Kauf und Verkauf der tatsächlichen physischen Rohstoffe abzusichern. Doch diese Unterscheidung ist in der Praxis kaum trennscharf durchzuführen. Denn anders als noch vor zehn Jahren haben sich die Grenzen zwischen den beiden Seiten des Geschäfts mit Rohstoffderivaten heute weitgehend aufgehoben. Alle großen Investmentbanken sind mittlerweile auch im Handel mit den physischen Rohstoffen aktiv. Und umgekehrt betreiben auch die Handelskonzerne für Getreide, Rohöl und Industriemetalle umfangreiche Finanzgeschäfte. Das bedeutet nicht, dass die Einführung der in den USA geplanten und in Europa geforderten Positionsgrenzen sinnlos wäre. Aber fraglich ist, ob allein damit der exzessiven Spekulation wirksam Einhalt geboten werden kann.