Nachricht 14.10.2014

Bilanz zu „Regionalfenster“: Freiwillliges Siegel gescheitert

Das „Regionalfenster“ soll Verbraucher über die Herkunft von Lebensmitteln informieren. Aktuell sind 2.400 Produkte für das blaue Kennzeichen registriert. Doch der weit verbreitete Regionalschwindel im Supermarkt wird durch das rein freiwillige Siegel nicht gestoppt.

Nach dem Start bei mehreren Handelsketten zu Jahresbeginn zieht Bundesernährungsminister Christian Schmidt (CSU) eine positive Bilanz und setzt auf eine wachsende Verbreitung des neuen Regional-Logos für Lebensmittel. Das blaue „Regionalfenster“ versichere dem Verbraucher, „dass er ein regionales Produkt kauft, das dieses Etikett auch verdient“, sagte Schmidt am Dienstag in Berlin. Schmidt formulierte als Ziel 5.000 Produkte in einigen Jahren. 

Freiwilliges Siegel kein Schutz vor Täuschung

Das „Regionalfenster“ zeigt, woher die Hauptzutat eines Produkts stammt und wo es verarbeitet wurde. Genannt wird auch, wie die Region definiert ist. Bevor die Kennzeichnung bei einem registrierten Produkt auf die Packung gedruckt werden darf, muss ein Zertifikat einer Prüfstelle vorliegen. Nach Angaben des Trägervereins nutzen Ketten wie Edeka, Rewe, Tegut, Netto, Lidl und Norma das neue Logo. Das Kennzeichen soll auch auf Blumen und Zierpflanzen ausgeweitet werden.

Aus Sicht von foodwatch bringt das rein freiwillige Siegel der Bundesregierung allerdings nur zum Schein mehr Transparenz und einen besseren Schutz vor Irreführung. Das Siegel hilft vor allem der Lebensmittelwirtschaft, die mit allen Mitteln und bislang erfolgreich eine umfassende Pflicht zur  Herkunftskennzeichnung verhindert hat.

foodwatch fordert verbindliche Herkunftskennzeichnung

Den 2.400 Produkten mit Regionalfenster – die teilweise zudem überregional vermarktet werden – stehen sicher hunderttausend Produkte gegenüber, bei denen die Hersteller die Herkunft verschweigen. Ganz legal täuschen Produzenten mit wolkigen Werbelandschaften Regionalität nur vor – sie können das staatlich-freiwillige Fenster ja einfach ignorieren und Angaben über die tatsächliche Herkunft der wichtigsten Zutaten weglassen.

Die Forderung von foodwatch: Minister Schmidt muss den Konstruktionsfehler beim Regionalsiegel korrigieren und von freiwillig auf verbindlich umschalten: Die Bundesregierung muss sich für eine EU-weite, verbindliche Herkunftskennzeichnung der wichtigsten Zutaten stark machen. Und wenn bei einem Produkt die regionale Herkunft beworben wird, so muss die Ursprungsregion auch ausgewiesen werden – verpflichtend.

(mit dpa)