Nachricht 05.08.2015

foodwatch: Glyphosat nicht neu zulassen – Krebsverdacht!

foodwatch hat die Europäische Union aufgefordert, keine neue Zulassung für das umstrittene Pflanzenschutzmittel Glyphosat zu erteilen, solange der Verdacht auf Krebsgefahr nicht ausgeräumt wurde. Die Krebsforschungsagentur (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte Glyphosat in einer aktuellen Studie als „wahrscheinlich krebserregend“ beim Menschen eingestuft.

Das weit verbreitete Unkrautvernichtungsmittel – bekannt vor allem unter dem Handelsnamen „Round up“ des US-Konzerns Monsanto – hat in der EU derzeit noch eine Zulassung bis Ende des Jahres. Im laufenden Verfahren muss die Europäische Kommission über eine Erneuerung der Zulassung für die nächsten zehn Jahre entscheiden. Zuvor muss die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA ihre Empfehlung bis spätestens Ende des Jahres an die EU-Kommission abgeben. Die EFSA-Bewertung gilt als zentral für die Entscheidung. Protestieren sie jetzt mit foodwatch gegen eine Neuzulassung von Glyphosat unter www.glyphosat-aktion.foodwatch.de .

foodwatch wies darauf hin, dass in der EU das Vorsorgeprinzip gelte und die EFSA die Bürger und Bürgerinnen der EU vor Gesundheitsgefahren schützen müsse. Die Entscheidung über Glyphosat dürfe nicht zugunste der Interessen von Unternehmen wie Monsanto getroffen werden.

Glyphosat „wahrscheinlich krebserregend“

In der EU gilt Glyphosat bisher „nur“ als giftig für den Menschen. Grenzwerte für Rückstände in Lebensmitteln sollen dafür sorgen, dass Verbraucherinnen und Verbraucher nicht zu viel des Stoffes aufnehmen. Mit der Neu-Einstufung der WHO-Experten als „wahrscheinlich krebserregend“ wären diese Grenzwerte hinfällig, denn bei solchen Substanzen können selbst geringste Mengen große Schäden anrichten. Neben der krebserregenden Wirkung gibt es außerdem Hinweise darauf, dass Glyphosat zu Fehlbildungen bei Embryonen führen und hormonell wirksam sein könnte. Anders als die WHO-Krebsforschungsagentur kommt die zuständige deutsche Behörde, das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), in seiner Empfehlung an die EU zu dem Schluss, das Herbizid sei ungefährlich – jedoch ohne die ausführliche Studie des IARC zu kennen, welche erst nach der im April 2015 abgegebenen BfR-Bewertung erschien. 

Monsanto & Co nehmen Einfluss auf das Zulassungsverfahren

Allerdings hatten Glyphosat-Hersteller offenbar starken Einfluss auf die Einschätzung des BfR. Bei seiner Anfang 2015 zu Glyphosat abgegebenen Bewertung „berücksichtigte“ das deutsche Institut beispielsweise neben den Kommentaren der EFSA, der EU-Mitgliedstaaten und der Öffentlichkeit auch ausdrücklich die Stellungnahme der sogenannten „Glyphosate Task Force“ – einer Lobbygruppe von Monsanto, Syngenta & Co, die zu dem Zweck gegründet wurde, eine Verlängerung der Zulassung von Glyphosat zu erwirken. 

Glyphosat ist das weltweit am häufigsten verwendete Unkrautvernichtungsmittel. Auch in Deutschland kommen jährlich fast 6.000 Tonnen zum Einsatz. Bei Stichprobenuntersuchungen war es im Urin und auch in Muttermilch der Probandinnen nachzuweisen. Der globale Agro-und Chemiekonzern Monsanto vertreibt passend zu seinem Pestizid auch gentechnisch veränderte Pflanzen, die gegen das Mittel resistent sind. Durch den weltweiten Anbau dieser sogenannten „Roundup Ready“-Pflanzen hat sich auch die eingesetzte Menge des Pestizids, besonders in Nord- und Süd-Amerika, dramatisch erhöht. In Europa, wo derzeit keine dieser gentechnisch-veränderten Pflanzen zum Anbau zugelassen ist, wird Glyphosat in der konventionellen Landwirtschaft zur Vorbereitung des Ackers vor dem Aussähen der Pflanzen verwendet.