Nachricht 04.12.2015

Gekaufte Forschung: Coca-Cola will „Partnerschaften“ offenlegen

Sportprojekte, Gesundheitsinitiativen, Forschungsförderung: Mit dreistelligen Millionenbeträgen beeinflusst Coca-Cola die globale Debatte über die Ursachen von Übergewicht. In Reaktion auf öffentliche Kritik an diesen so genannten „Gesundheitspartnerschaften“ hatte der Softdrink-Konzern für Nordamerika eine Liste seiner Fördermaßnahmen ins Netz gestellt. Nach Aufforderung von foodwatch kündigte Coca-Cola an, auch in Europa seine Zahlungen an Wissenschaftler und Gesundheitsprojekte offenzulegen.

Im August hatte die New York Times einen Fall von Wissenschaftssponsoring von Coca-Cola enthüllt. Daraufhin musste der Softdrink-Konzern zugeben, in Nordamerika in den vergangenen fünf Jahren mehr als 100 Millionen Dollar für seine „Gesundheitspartnerschaften“ und Wissenschaftskooperationen ausgegeben zu haben, und veröffentlichte eine Liste von Gesundheitsorganisationen und Wissenschaftlern, die das Unternehmen finanziell unterstützt. Angaben zu den Sponsoringmaßnahmen in Europa fehlen allerdings bisher. Nun hat der Cheflobbyist von Coca-Cola Europa, Dr. Nikolaus Tacke, gegenüber foodwatch angekündigt, auch in Europa Transparenz zu schaffen: „We will be following this initiative”, schrieb er mit Blick auf die Veröffentlichungspraxis in Nordamerika. Damit reagierte er auf eine entsprechende Aufforderung, die foodwatch an Muhtar Kent, den Chef der Coca-Cola Company, gerichtet hatte

Förderprojekte auch in Deutschland

Bereits bekannt ist, dass Coca-Cola ähnlich wie in den USA auch in Deutschland mehrere Sport- und Gesundheitsinitiativen fördert, darunter eine Kooperation mit der Charité zur Herzgesundheit sowie Sportprojekte der Deutschen Sporthilfe oder des Deutschen Olympischen Sportbunds. Doch eine umfassende Liste wie in Nordamerika – insbesondere über Zuwendungen an die Forschung – gibt es nicht. Es ist offensichtlich, dass Coca-Cola in Europa dieselben Ablenkungsmanöver fährt wie in Nordamerika: Nicht die Limo soll schuld sein, sondern der Bewegungsmangel. Dabei ist längst klar: Softdrinks fördern Übergewicht, Diabetes Typ II und Herzkrankheiten.

Universität gibt nach Kritik Spende zurück

Die New York Times hatte im August dieses Jahres enthüllt, dass der Weltmarktführer für Softdrinks 1,5 Millionen Dollar für die Einrichtung des „Global Energy Balance Network“ (GEBN) gespendet hat. Entgegen den wissenschaftlichen Fakten behauptete die Forschungseinrichtung, es gebe keine Belege dafür, dass zuckrige Getränke Übergewicht verursachen. Vielmehr sei mangelnde Bewegung das Problem. Daraufhin entspann sich eine internationale Diskussion über die Einflussnahme von Coca-Cola auf die Übergewichtsdebatte. Als Reaktion auf die weltweite Kritik gewährte Coca-Cola Transparenz über die in Nordamerika zwischen 2010 und 2015 finanzierten Forschungsprojekte und Gesundheitsorganisationen. Das Unternehmen gab bekannt, in dem Zeitraum mit insgesamt 118,6 Millionen Dollar „Gesundheitspartnerschaften“ finanziert zu haben, davon entfielen 21,8 Millionen Dollar auf Forschungsprojekte. Die University of Colorado Denver gab daraufhin eine Spende über eine Million US-Dollar, welche sie zum Aufbau des Netzwerks GEBN erhalten hatte, an Coca-Cola Nordamerika zurück. Anfang Dezember löste sich das GEBN auf – was auf der Internetseite des Netzwerks mit „begrenzten Ressourcen“ begründet wird.

Weltweite „Adpositas-Epidemie“

Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas) bei Kindern sowie Erwachsenen haben in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch zugenommen. Adipositas wird inzwischen als das am schnellsten wachsende Gesundheitsproblem eingestuft. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO)  sowie die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD)  sprechen in diesem Zusammenhang von einer globalen „Adipositas-Epidemie“. Public Health-Experten schreiben zuckerhaltigen Getränken eine besondere Rolle in dieser Entwicklung zu. Der Konsum dieser Getränke fördert nachweislich die Entstehung von Übergewicht sowie Diabetes Typ II  und zugleich weiterer chronischer Krankheiten.
 

(Bild: fotolia.com/Tim Ur)