Nachricht 15.01.2015

Placebo-Maßnahmen für gesunde Ernährung

Der Bundestag behandelt heute einen Antrag der Großen Koalition „Gesunde Ernährung stärken – Lebensmittel wertschätzen“. In dem Antrag erkennen und benennen Union und SPD zwar die Ursachen für die massenhafte Fehlernährung von Kindern und Erwachsenen. Doch statt konkreter Maßnahmen legt die Koalition einen Katalog an Unverbindlichkeiten vor. 

Anlass dafür, das Thema Ernährung heute im Bundestag zu behandeln, ist die morgen startende Grüne Woche. In ihrem Antrag nehmen die Regierungsfraktionen denn auch erst einmal darauf Bezug, um dann festzustellen: „In Deutschland nehmen gesundheitliche Risiken und Krankheiten wie Übergewicht, Fettleibigkeit und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu, deren Ursachen auch ein ungesundes Essverhalten (...) sind. Besonders besorgniserregend sind diese Entwicklungen bei jungen Menschen.“ 

Politik und Wirtschaft Hand in Hand?

Doch Abhilfe ist von den dann folgenden Vorschlägen nicht zu erwarten, denn konkrete Regulierungsmaßnahmen enthält der Antrag nicht. Stattdessen soll „gemeinsam mit der Lebensmittelwirtschaft und dem Lebensmittelhandel“ beispielsweise eine nationale Strategie erarbeitet werden, um den Gehalt von Zucker, Fett und Salz in Fertigprodukten zu reduzieren. Und darauf hingewirkt werden, dass es „quengelfreie“ (süßigkeitenfreie) Kassen in Supermärkten gibt. Ebenfalls enthalten sind die beliebten Instrumente der „Ernährungsaufklärung und Verbraucherbildung“. 

Der Politik fehlt der Mut zum Konflikt mit der Industrie

Offensichtlich fehlt Union und SPD leider der Mumm, auch nur an einer Stelle wirksame Maßnahmen gegen die Interessen der Lebensmittelindustrie und Zuckerlobby durchzusetzen. Die WHO-Generalsekretärin Margaret Chan hat gesagt: „Kein einziger Staat hat es geschafft, die Fettleibigkeits-Epidemie in allen Altersgruppen zu stoppen. Hier mangelt es nicht an individueller Willenskraft. Hier mangelt es am politischen Willen, sich mit einer großen Industrie anzulegen.“ Das bestätigt dieser Placebo-Antrag der Großen Koalition –durch den sich an den von den Regierungsfraktionen selbst als „besorgniserregend“ bezeichneten Problemen rein gar nichts ändern wird. 

Schluss mit Süßigkeiten auf Augenhöhe von Kindern im Kassenbereich von Supermärkten! Solange es keine entsprechenden gesetzlichen Vorschriften gibt, ist der Handel gefragt. In Großbritannien ist Lidl mit gutem Beispiel voran gegangen. Warum nicht in Deutschland? Unterzeichnen Sie jetzt!