Nachricht 28.05.2015

Wirtschaftsvertreter rechnen Energy-Drinks-Problem klein

Eine gestern veröffentlichte Studie der EFSA bestätigt, dass vor allem Jugendliche durch Energy Drinks gefährlich viel Koffein zu sich nehmen. Doch sowohl das Bundesernährungsministerium als auch die Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke rechnen die Problematik von Energy-Drinks weiter klein – und argumentieren dabei mit alten Zahlen. 

foodwatch fordert Bundesernährungsminister Christian Schmidt auf, die Warnungen aus der Wissenschaft endlich ernst zu nehmen und den Verkauf der umstrittenen Wachmacher an Kinder und Jugendliche zu untersagen. Das Bundesministerium lehnt dies bislang ab – obwohl neben der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) auch die zuständige deutsche Behörde vor Gesundheitsrisiken warnt und Experten der Weltgesundheitsorganisation WHO schon länger eine Altersbeschränkung für den Verkauf von Energy Drinks empfehlen.

 

Jeder vierte überschreitet Höchstmenge

Die gestern in einer endgültigen Fassung veröffentlichte EFSA-Studie, deren Entwurf bereits im Januar an die Öffentlichkeit gelangt war, zeigt, dass viele Jugendliche durch Energy Drinks zu viel Koffein zu sich nehmen. Erstmals hat die EU-Behörde einen Höchstwert für Koffein ermittelt, wonach Erwachsene bei einer Einzeldosis von 200 Milligramm Koffein keine Nebenwirkungen zu erwarten hätten. Doch laut der EFSA-Untersuchung trinkt jeder vierte Jugendliche in der EU (zwischen 11 und 17 Jahren), der zu Energy Drinks greift, drei oder mehr Dosen davon – und überschreitet dadurch die maximal empfohlenen 200 Milligramm Koffein (vgl. Table 4, S. 29 der EFSA-Studie). 

Wirtschaft und Politik argumentieren mit alten Daten

Sowohl das Bundesernährungsministerium als auch die Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke (wafg) rechnen die Energy-Drinks-Problematik jedoch klein. Das Bundesministerium behauptete kürzlich, Energy-Drinks hätten „so gut wie keine statistische Bedeutung“ für die Koffeinaufnahme von Jugendlichen. Auch die wafg behauptete gestern in einer Pressemitteilung, der Anteil von Energydrinks an der gesamten täglichen Koffeinaufnahme bei Jugendlichen läge in Deutschland „unter einem Prozent“. Diese Aussagen sind allerdings nicht haltbar: Die zugrunde liegende Statistik aus der EFSA-Untersuchung (Appendix E, S. 106 der EFSA-Studie) basiert im Falle Deutschlands auf einer Erhebung, die zum einen bereits neun Jahre alt ist und zum anderen nur 6-11-jährige Kinder umfasst – beides hat die EFSA gegenüber foodwatch bestätigt. Aussagen über den Energy-Drink-Konsum von Jugendlichen sind auf dieser Basis nicht machbar.

68 Prozent der Jugendlichen greifen zu Energy Drinks

Energy Drinks sind vor allem bei bei Kindern und Jugendlichen beliebt: Der EFSA zufolge greifen 68 Prozent der Jugendlichen in der EU zu den Getränken. Hochverzehrer sind besonders gefährdet, Nebenwirkungen wie Herz-Rhythmus-Störungen, Krampfanfälle oder Nierenversagen zu erleiden. Durch den süßen Geschmack und das gezielte Marketing mit Extremsportlern sind die kalten Getränke nicht vergleichbar etwa mit dem ebenfalls stark koffeinhaltigen Kaffee.

(Bild: fotolia/pockygallery11)