Nachricht 13.04.2016

EU-Parlament knickt bei Glyphosat-Neuzulassung ein

Die Europaabgeordneten wollen das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat für weitere sieben Jahre zulassen. Und das, obwohl es im Verdacht steht, Krebs zu erregen. Das EU-Parlament hat zwar einige Einschränkungen beschlossen – allerdings ist das eher Kosmetik.

Glyphosat ist  das weltweit am häufigsten genutzte Pflanzenschutzmittel. Ende Juni läuft die derzeitige Zulassung aus, deshalb muss die EU jetzt entscheiden, wie es weitergeht. Das EU-Parlament hat am Mittwoch entschieden, dass Glyphosat neu zugelassen werden soll – wenn auch mit Einschränkungen. So soll Glyphosat statt für 15 nur noch für sieben Jahre zugelassen werden. Direkt vor der Ernte soll es gar nicht mehr gespritzt und auch nicht mehr an Hobbygärtner verkauft werden. Doch die verwenden – verglichen mit der konventionellen Landwirtschaft – nur geringe Mengen.

EU-Parlament setzt Vorsorgeprinzip außer Kraft

In der Wissenschaft ist das Unkrautvernichtungsmittel umstritten: Die Krebsforscher der Weltgesundheitsorganisation WHO stufen Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend beim Menschen“ ein. Dagegen geht die europäische Lebensmittelbehörde EFSA davon aus, dass das Herbizid „wahrscheinlich nicht krebserregend“ ist. In der Europäischen Union gilt das Vorsorgeprinzip; das heißt, Glyphosat sollte nicht wieder zugelassen werden, so lange nicht einwandfrei bewiesen ist, dass es unschädlich ist. Für foodwatch ist damit ganz klar, dass das EU-Parlament das Vorsorgeprinzip außer Kraft setzt!

Als nächstes steht das Votum aller EU-Mitgliedsländer an. Laut Medienberichten will auch Deutschland für eine Neuzulassung von Glyphosat stimmen! Und das, obwohl viele andere EU-Länder große Bedenken geäußert haben, weil sie das in der EU gängige Vorsorgeprinzip nicht aufgeben wollen. Anfang März war die Entscheidung deshalb vertagt worden.

Mehr als 130.000 Unterschriften gegen Glyphosat

Die Gegner des Unkrautvernichtungsmittels hoffen nun auf die EU-Kommission. An einer E-Mail-Protestaktion von foodwatch unter www.glyphosat-aktion.foodwatch.de haben sich bereits mehr als 130.000 Verbraucherinnen und Verbraucher aus Deutschland, Frankreich und den Niederlanden beteiligt. Sie alle fordern EU-Kommissar Vytenis Andriukaitis auf, Glyphosat auszurangieren.