Nachricht 12.11.2014

Ärzte-Allianz fordert Verbot von Kinder-Marketing

Ärzte warnen vor einem „Tsunami chronischer Krankheiten“ in Deutschland – und starten in einer Allianz aus elf Fachgesellschaft einen neuen Anlauf für wirksamere Prävention. Eine Forderung der Experten: Lebensmittelwerbung, die sich an Kinder richtet, sollte verboten werden. Auch foodwatch kämpft seit langem für ein Marketingverbot für unausgewogene Kinderprodukte und werbefreie Schulen.

Ein breites Expertenbündnis (von Deutscher Diabetes Gesellschaft über Hausärzteverband bis zu Deutscher Krebshilfe) fordert die politisch Verantwortlichen in Deutschland auf, wirksame Maßnahmen gegen nicht übertragbare Krankheiten zu ergreifen – und dabei auch die Lebensmittelindustrie stärker in die Verantwortung zu nehmen. „Wir müssen weg von vielen Einzelmaßnahmen, die nur wenige erreichen“, sagte der Diabetologe und Sprecher der „Deutschen Allianz gegen Nichtübertragbare Krankheiten“, Dietrich Garlich, am Mittwoch in Berlin.

Experten fordern: Kein Marketing an Kinder!

Der Grund für die Allianz der Mediziner: Über die Hälfte der Erwachsenen und fünfzehn Prozent der Drei- bis Siebzehnjährigen in Deutschland sind übergewichtig, ein knappes Viertel der Erwachsenen und sechs Prozent der Kinder und Jugendlichen sogar adipös – Tendenz steigend. Übergewicht und Bewegungsmangel gehören zu den Risiken für nicht übertragbare Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs oder Schlaganfall.

Um die Zunahme dieser Leiden zu stoppen, fordert die Allianz von der Politik deshalb strukturelle Änderungen: täglich eine Stunde Sport in Schule und Kita, Zucker- und Fettsteuer auf ungesunde Lebensmittel, Qualitätsstandards für Kita- und Schulessen und ein Verbot von Lebensmittelwerbung, die sich an Kinder richtet. In einem ausführlichen Hintergrundpapier beziehen die Experten sehr deutlich Position: Einrichtungen für Kinder wie Schulen, Kindergärten oder Krankenhäuser müssten „vollständig frei von Kindermarketing“ sein. Werbung an Kinder müsse von der Politik eingeschränkt werden, denn freiwillige Selbstverpflichtungen der Lebensmittelindustrie seien „wirkungslos“.

Auch foodwatch kämpft seit langem gegen unausgewogenes Junkfood-Marketing für Kinder.

(mit dpa)