Nachricht 05.06.2015

Marktcheck: Comic-Figuren werben fast nur für Junkfood

Fettig-salzige „Biene Maja“-Wurst oder zuckrige Schoko-Hörnchen mit „Wickie“, dem Wikinger: Medienunternehmen vergeben ihre Lizenzen für beliebte Comic-Figuren auch an Lebensmittelhersteller – diese vermarkten mit den Idolen der Kleinen jedoch fast ausschließlich ungesunde Kinderprodukte. foodwatch fordert: Schluss mit Junkfood-Marketing mit Comic-Figuren!

Lebensmittelhersteller fixen mit aggressiven Marketingmethoden schon die kleinsten Kunden so früh wie möglich auf ihre salzigen Snacks und Süßigkeiten an – weil hier die Gewinnspanne besonders hoch ist. Bei Marketing-Profis beliebt: Werbung mit beliebten Comic-Figuren. Denn Studien zeigen, dass solche Werbung vor allem bei kleinen Kindern verfängt: Sie greifen besonders gerne zu den so beworbenen Produkten.

Marktcheck von foodwatch

Aber die bunten Bilder kleben in der Regel nicht etwa auf ausgewogenen, kindgerechten Lebensmitteln. Im Gegenteil: foodwatch hat zahlreiche Produkte unter die Lupe genommen, die mit den bekannten Figuren „Biene Maja“ und „Wickie“ dem Wikinger beworben werden. Das Ergebnis des Marktchecks zeigt: Von insgesamt 34 Produkten erfüllt gerade einmal ein einziges die Kriterien der Weltgesundheitsorganisation WHO für ausgewogene Lebensmittel. Für alle anderen dieser „Kinder“lebensmittel dürfte es – wenn es nach der WHO ginge – gar kein an Kinder gerichtetes Marketing geben. Denn: Kinder essen bereits mehr als doppelt so viele Süßigkeiten und Knabberartikel wie empfohlen.


Unternehmen setzen auf „Quengelfaktor“ – und Taschengeld

Die gezielte Werbung für ungesunde Kinder-Produkte torpediert das Bemühen vieler Eltern um eine ausgewogene Ernährung ihrer Kinder: Zum einen setzt das aggressive Marketing gezielt auf den „Quengelfaktor“ der Kleinen im Supermarkt, zum anderen geben Kinder ihr Taschengeld gerne und besonders häufig für Snacks und Süßigkeiten aus – ohne dass die Eltern das zu jeder Zeit beeinflussen könnten.

„Biene Maja“ und „Wickie“ protestieren!

Das weltweit agierende belgische Medienunternehmen Studio 100, das die Vermarktungsrechte an „Biene Maja“ und „Wickie“ hält, macht sich somit mitverantwortlich für Fehlernährung und Übergewicht bei Kindern. Über eine E-Mail-Protestaktion unter www.aktion-bienemaja.foodwatch.de, die alle Verbraucherinnen und Verbraucher mit ihrer Unterschrift unterstützen können, protestieren „Maja“ und „Wickie“ jetzt symbolisch gegen die Vereinnahmung als Junkfood-Maskottchen und für eine verantwortungsvolle Lizenzvergabe. Die Forderung: Die Comicfiguren dürften künftig nur noch für ausgewogene Lebensmittel vergeben werden, die die Nährwertkriterien der WHO erfüllen.


Von überzuckerten Joghurts bis „Biene Maja“-Wurst

Studio 100 besitzt die Nutzungsrechte (Lizenzen) von „Maja“ und „Wickie“ und verkauft diese auch an Lebensmittelfirmen wie Bauer, Katjes, Hitschler, Immergut oder Kuchenmeister. Doch obwohl Studio 100 in seinen Unternehmensrichtlinien im Internet die eigene ethische Verantwortung bei der Vergabe seiner Lizenzen betont, werben „Biene Maja“ und „Wickie“ nahezu ausschließlich für zu fette, zu süße und zu salzige Produkte. Kriterien für die Lizenzvergabe gibt es offenbar nicht; das Unternehmen verweigerte eine schriftliche Stellungnahme gegenüber foodwatch. Verglichen mit anderen Medienunternehmen vergibt Studio 100 in Deutschland besonders häufig Lizenzen an Hersteller von unausgewogenen Kinderlebensmitteln. Das Sortiment der gezielt an Kinder vermarkteten Produkte reicht von überzuckerten Joghurts und Müslis über Kaubonbons, Waffeln und Schoko-Hörnchen bis hin zu Wurstaufschnitt mit einem sehr hohen Salzgehalt.


Vertrauen der Kinder wird ausgenutzt

Offenbar ist es Studio 100 völlig egal, welche Produkte mit ihren Comic-Figuren beworben werden. Es ist ein schamloses Geschäft auf Kosten der Kleinsten: Das Vertrauen der Kinder in ihre Lieblinge wird ausgenutzt, um ihnen möglichst viel zuckriges, fettiges und salziges Junkfood anzudrehen.

Auch andere Unternehmen „verleihen“ ihre Comic-Figuren an Lebensmittelhersteller – teilweise ebenfalls für nicht kindgerechte Produkte. So wirbt „Micky Maus“ (Disney) beispielsweise für einen zuckrigen Danone-Joghurt mit Knusper-Schokoladenstücken, das Netzwerk Nickelodeon, das unter anderem die Rechte an „Sponge Bob“ und den „Ninja Turtles“ hält, vergibt seine Lizenzen auch für die Vermarktung von Limonade und Süßigkeiten. Disney hat gegenüber foodwatch angegeben, die eigenen Kriterien für die Lizenzvergabe derzeit zu überarbeiten.