Nachricht 19.09.2012

Süßigkeiten mit Müsli-Anstrich

Frühstücksflocken, die für Kinder vermarktet werden, sind fast ausnahmslos überzuckert und erfüllen nicht die Ansprüche an ein kindgerechtes Frühstück. Das zeigt ein foodwatch-Marktcheck von 143 Produkten, die in Aufmachung und Werbung gezielt Kinder ansprechen. In jeder zweiten Packung stecken mindestens 30 Prozent Zucker.

Cookie Crisp, Smacks und Co.: Im Supermarktregal stapeln sich die knallbunten Packungen von Kinder-Frühstücksflocken. In einem umfangreichen Marktcheck hat foodwatch 143 verschiedene Sorten, die gezielt für Kinder vermarktet werden, unter die Lupe genommen – und nicht einmal 6 Prozent weisen einen Zuckergehalt von unter 10 Prozent auf. Rund 85 Prozent der untersuchten Produkte haben einen Zuckergehalt von mindestens 20 Prozent. In jeder zweiten Packung stecken sogar mindestens 30 Prozent Zucker. Viele Flocken sind damit zuckriger als Kuchen oder Schokokekse. Die so genannten „Cerealien“ für Kinder sind also vor allem eines: Süßigkeiten mit Müsli-Anstrich und kein geeignetes Frühstück für Kinder.

Spielzeug für die Kleinen, Vitamine für die Großen

Getreideflocken könnten eigentlich ein kindgerechtes, ausgewogenes Produkt sein. Doch die Lebensmittelindustrie hat daraus ein billiges Gemisch aus Mehlpampe und Zucker gemacht, mit dem Kinder schon am Frühstückstisch auf einen süßen Geschmack geprägt werden. Nestlé, Kellogg’s und Co. locken die Kleinsten mit Comicfiguren, Gewinnspielen und Spielzeugbeigaben – und Eltern mit dem Versprechen auf gesunde Vitamine und Vollkorngetreide. Für die Industrie sind die Flocken mit der billigen Zutat Zucker ein einträgliches Geschäft – für die Gesundheit unserer Kinder jedoch fatal. Bereits jetzt gelten 15 Prozent der Kinder in Deutschland als zu dick, 6 Prozent sogar als fettleibig (adipös).

foodwatch fordert Zuckergrenze

foodwatch fordert deshalb klare gesetzliche Mindestanforderungen für Kinder-Frühstücksflocken: Nur noch solche Produkte, die maximal 10 Prozent Zucker enthalten, dürfen an Kinder vermarktet werden. Diese Zuckergrenze muss gesetzlich festgelegt werden – denn von sich aus werden die Hersteller nicht aufhören, Kinder mit Zuckerbomben zu ködern. Im Gegenteil. Nestlé-Chef Gerhard Berssenbrügge entgegnet der Kritik an den Zuckerflocken: „Ich kann Sie beruhigen: Unsere Frühstücks-Cerealien sind keine Süßigkeiten, sondern ein vollwertiger Start in den Tag.“ Der foodwatch-Marktcheck zeigt jedoch: Es gibt keine einzige Sorte Kinder-Frühstücksflocken im ganzen Nestlé-Sortiment, die weniger als 30 Prozent Zucker enthält – sogar Schokokekse und Kuchen sind da „ausgewogener“.

Bio = besser?

Auch im Bio-Bereich haben fast 60 Prozent der Flocken einen Zuckergehalt von mehr als 20 Prozent. Hersteller dennree beispielsweise gibt die Menge an Zucker nicht einmal auf der Packung an. Gleichzeitig zeigen aber vor allem Bio-Produzenten: Es ist möglich, ausgewogene Frühstücksflocken für Kinder mit weniger als 10 Prozent Zucker anzubieten.

Was Nestlé vormacht, macht Lidl nach

Gerade die großen Markenhersteller tragen hier eine besondere Verantwortung. Der foodwatch-Test zeigt: Zwar sind auch die Eigenmarken der Supermarkt-Ketten oft wahre Zuckerbomben. Allerdings imitieren Aldi, Lidl und Co. mit ihren Flocken häufig die Produkte der Markenhersteller. Die großen Marken prägen mit ihren Produkten den Markt und geben vor, was kleinere Hersteller und Handelsmarken dann kopieren: Was Nestlé mit seinen zuckrigen „Cini Minis“ vormacht, macht Lidl mit den „Zimtinos“ nach. 

In einer E-Mail-Aktion fordert foodwatch Nestlé auf, seiner Verantwortung als einer der größten Hersteller gerecht zu werden und keine Zuckerbomben mehr als geeignet für Kinder zu bewerben – machen Sie jetzt mit:

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