Nachricht 03.02.2012

Mäusekot und Dreck in bayerischer Großbäckerei

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Seit Jahren ist die bayerische Großbäckerei Müller wegen Hygieneverstößen im Visier der Überwachungsbehörden, schon mehrfach wurden Bußgelder von bis zu 25.000 Euro verhängt. Doch die Kunden erfuhren nichts. Müssten die Ergebnisse der Kontrollen dagegen veröffentlicht werden, wären die Zustände sicher längst ordentlich.

Am Mittwoch blieben in Bayern viele Brot-Regale leer: Die bayerische Großbäckerei Müller hatte wegen Hygienemängeln die Produktion einstellen müssen. „Schädlinge in erheblichem Umfang in den Betriebsräumen und starke Verschmutzungen bei den für die Lebensmittelherstellung eingesetzten Geräten“ seien festgestellt worden, so das für die Überwachung zuständige Landratsamt Freising. Die Großbäckerei stellt sonst täglich eine Million Brötchen sowie 70.000 Brote her und beliefert 260 Müller-Brot-Filialen sowie 3.600 Verkaufsstellen in Bayern. Damit gehört sie zu den zehn größten Backfabriken Deutschlands.

Missstände waren seit Jahren bekannt

Wie sich heute herausstellte, waren die Probleme den Behörden bereits seit Jahren bekannt. Man habe den Betrieb bereits 2009 zum ersten Mal unter die Lupe genommen, sagte der Leiter des bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Schon mehrfach seien Bußgelder verhängt worden, darunter zweimal 25.000 Euro. Schließlich sei die Staatsanwaltschaft eingeschaltet worden. Nun wurde Müller-Brot verboten, Waren aus den mit Mäusekot und Speiseresten verschmutzten Produktionsanlagen zu verkaufen. „Leider hat sich eine dauerhafte Besserung nicht ergeben, so dass die jetzige Maßnahme erforderlich wurde“, sagte Andreas Zapf dem Bayerischen Rundfunk. Die Öffentlichkeit wurde von seiner Behörde jedoch nicht aktiv informiert.

Mit dem Smiley-System wären Kunden informiert

Klar ist: Wären die Behörden verpflichtet, die Ergebnisse der Lebensmittelkontrollen zu veröffentlichen, wären die Zustände bei Müller-Brot entweder längst in Ordnung – oder die Verbraucher hätten einen Bogen um Brot von Müller-Brot gemacht. Die Menschen haben ein Recht darauf zu erfahren, wo in Sachen Hygiene geschlampt wird. Behörden müssen darüber im Internet informieren und direkt vor Ort in Bäckereien, Restaurants, Imbissbuden mit einem leicht verständlichen Symbol wie dem Smiley. In Dänemark wird dies seit zehn Jahren erfolgreich praktiziert.

Bayern blockiert Einführung des Smiley

Doch ausgerechnet Bayern blockiert im Bundesrat die Einführung des Smiley-Systems und damit mehr Transparenz über die hygienischen Zustände in der gesamten Lebensmittelwirtschaft. Der seit Monaten andauernde Streit zwischen den Verbraucherschutzministern der Länder, die sich für ein solches System ausgesprochen haben, und den Wirtschaftsministern, die es ablehnen, wurde von Bayern angezettelt.

foodwatch fordert: Kontrollergebnisse veröffentlichen!

Statt ihren Bürgern Lebensmittel aus Ekelproduktion zuzumuten, muss die Regierung Seehofer schnellstmöglich alle amtlichen Kontrollergebnisse veröffentlichen: Im Internet und überall da, wo Lebensmittel verkauft werden. Die Bürger haben ein Recht darauf.