Fragen & Antworten zu Uran im Wasser: leicht radioaktiv, stark giftig

Warnhinweise Säuglinge & Kleinkinder

Uran ist ein giftiges Schwermetall, das die Nieren schwer schädigen kann. Besonders Säuglinge und Kleinkinder sind gefährdet. Wie Uran ins Wasser kommt, wie der Gehalt gesenkt werden kann und wie Verbraucher an Informationen über die Uranwerte ihres Mineral- oder Leitungswassers kommen – hier die wichtigsten Fragen und Antworten.

Uran ist ein radioaktives und toxisches Schwermetall. Doch nicht aufgrund seiner – ohnehin relativ geringen – Strahlung ist es für den Menschen gefährlich, sondern aufgrund seiner chemischen Giftigkeit: In einer hohen Dosis über einen längeren Zeitraum aufgenommen, kann es dauerhaft Blut, Knochen und Nieren schädigen. Die Niere reagiert auf Uran am empfindlichsten. Folgen einer zu hohen Uranbelastung im Wasser können Funktionsstörungen und Nierenkrebs sein.

Säuglinge und Kleinkinder sind Gesundheitsrisiken besonders stark ausgesetzt. Im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht nehmen sie mehr Flüssigkeit und damit Uran zu sich als Erwachsene – ihre Belastung ist dreimal so hoch. Zudem absorbiert ihr Magen-Darm-Trakt die doppelte Menge an Uran.

(18.05.2009)

Uran kommt als natürliches Element in unterschiedlichen mineralischen Verbindungen fast überall vor – im Boden, in der Luft und im Wasser. Fließt das Quell- oder Grundwasser durch uranhaltiges Gestein, nimmt es das wasserlösliche Schwermetall unvermeidlich auf. Je nach Konzentration des toxischen Stoffs im Boden können Grund-, Oberflächen- und Trinkwasser einen Wert von einem Mikrogramm bis über 100 Mikrogramm pro Liter enthalten. Bei Mineralwässern weisen insbesondere solche einen erhöhten Gehalt an Uran auf, deren Quellen in Gebieten mit hoher natürlicher Radioaktivität liegen. Dazu gehören das Erzgebirge, das Vogtland, das Fichtelgebirge, der Oberpfälzer Wald, der Bayerische Wald und der Schwarzwald.

Eine Sorte Mineralwasser kann bei verschiedenen Messungen unterschiedliche Werte an Uran aufweisen. Ein möglicher Grund: Das Mineralwasser für eine Sorte wird häufig aus mehreren Brunnen entnommen. Diese können mehrere Kilometer auseinander liegen und unterschiedlich tief sein. Das Wasser durchfließt dann unterschiedliche Gesteinsschichten, wodurch der Mineralien- und auch der Urangehalt variieren kann. Erst in der Abfüllanlage werden die Wässer gemischt. Je nach Mischungsverhältnis kann der Urangehalt unterschiedlich hoch sein.

Auch bei Leitungswasser kann die Uranbelastung am Wasserhahn der Endkunden aufgrund von Mischungen niedriger ausfallen als vom Wasserwerk an der Quelle gemessen. Deshalb können die Verbraucher aus den Messdaten, die den Behörden vorliegen, nicht mit Sicherheit ablesen, wie hoch die Uranbelastung ihres Wassers ist – hier hilft nur die detaillierte Nachfrage beim örtlichen Wasserversorger.

Uran aus Düngemitteln

Neben natürlicher Radioaktivität ist ein wichtiger Eintragsweg für Uran ins Wasser die Landwirtschaft. Laut Umweltbundesamt (UBA) werden in Deutschland jedes Jahr rund 167 Tonnen Uran mit Düngemitteln auf landwirtschaftliche Flächen ausgebracht, von 1951 bis 2009 habe die deutsche Landwirtschaft allein mit mineralischen Phosphatdüngern bis zu 13.000 Tonnen Uran auf landwirtschaftliche Böden verbracht. Teile davon gelangen ins Grundwasser und können somit das Trinkwasser belasten. Phosphathaltige Mineraldünger werden im konventionellen Ackerbau zur Ertragssteigerung eingesetzt. Neben Phosphaten enthalten diese Düngemittel auch Uran, welches bei der Gewinnung des Mineraldüngers aus natürlichem Gestein anfällt. Durch den Einsatz uranbelasteter Mineraldünger erhöht sich die Belastung der Böden und des Grund- und Trinkwassers mit dem Schwermetall Uran. Das UBA empfiehlt die Kennzeichnung von Düngemitteln ab einem Gehalt von 20 Milligramm Uran pro Kilogramm Phosphat (P 2 O 5) und einen Höchstwert von 50 Milligramm sowie eine europäische Rechtssetzung zur Begrenzung der Urangehalte in Mineraldüngern.

(30.1.2013)

Die Uranbelastung von Mineral- und Trinkwasser kann sehr stark variieren. So gibt die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA in einer  wissenschaftlichen Analyse europäischer Mineralwässer aus dem Jahr 2009 eine Bandbreite von 0,0 bis 152,7 Mikrogramm Uran pro Liter an. Für Deutschland liegen die Werte laut einer von der EFSA zitierten Studie bei Mineralwasser zwischen 0,015 und 24,5 Mikrogramm. Eine Datenanalyse von foodwatch, veröffentlicht im Mai 2009, kommt zu einem vergleichbaren Ergebnis.

Bei Leitungswasser nennt das EFSA-Papier für Deutschland Uranwerte zwischen 0,005 und 8,6 Mikrogramm. foodwatch hat dagegen im November 2009 von den Behörden der 16 Bundesländer übermittelte Daten veröffentlicht – mit Werten von bis zu 23,3 Mikrogramm pro Liter. Seit 2011 gibt es für Trinkwasser in Deutschland einen Grenzwert; seither darf die Belastung nicht über 10 Mikrogramm pro Liter liegen. 

Für Mineralwässer gibt es in Deutschland keinen allgemeinen Höchstwert. Flaschenwasser, das mit dem Hinweis „geeignet für die Zubereitung von Säuglingsnahrung“ verkauft werden soll, muss allerdings einen gesetzlichen Grenzwert von 2 Mikrogramm pro Liter einhalten. Nach heutigem Stand der Wissenschaft gilt: Eine Uranbelastung unterhalb dieses Werts ist auch für Säuglinge unbedenklich.

In den foodwatch-Datenanalysen, zuletzt aus dem jahr 2009, lagen rund 13 Prozent der Messdaten für Mineralwässer sowie 12,6 Prozent der übermittelten Werte für Trinkwasser über zwei Mikrogramm.

(30.11.2012)

Da es für die Hersteller von Mineralwasser keine Kennzeichnungspflicht für den Urangehalt in ihren Wässern gibt, kann dieser nur direkt beim Abfüller oder bei den zuständigen Landesministerien erfragt werden. Informationen zur Uranbelastung im Trinkwasser müssen auf Anfrage die lokalen Wasserversorger und ebenfalls die zuständigen Ministerien geben. Je nach Bundesland obliegt die Kontrolle der Wasserqualität einer anderen Behörde. Dies kann beispielsweise das Gesundheits-, Verbraucher-, Umwelt- oder Justizministerium sein. Nach dem Verbraucherinformationsgesetz (VIG) und dem Umweltinformationsgesetzt (UIG) sind Hersteller, Wasserwerke und Behörden zur Auskunft verpflichtet.

(18.05.2009)

Der Uranwert von Wasser kann mit verschiedenen Mitteln verringert werden. Um das toxische Schwermetall aus dem Trinkwasser zu ziehen, setzen manche Wasserwerke sogenannte chemische Filter bzw. Ionenaustauscher ein. Ein solches Verfahren wird zum Beispiel im Wasserwerk Leutewitz in Sachsen und in der Wasserförderanlage im bayerischen Markt Hirschaid genutzt. Das Filtern kostet nach Angaben der Betreiber wenige Cent pro 1.000 Liter Wasser und senkt den Urangehalt auf ein absolutes Minimum.

Bei Mineralwasser ist dagegen eine chemische Behandlung verboten. Das regelt die Mineral- und Tafelwasserverordnung. Hersteller können jedoch den Urangehalt senken, indem sie höher belastetes Wasser mit weniger belastetem Wasser mischen. Dies ist etwa bei Wasserabfüllern in Baden-Württemberg schon heute Praxis, wo aufgrund der geologischen Bedingungen das Trink- und Mineralwasser natürlich höhere Uranwerte aufweist. Einige Hersteller haben foodwatch mitgeteilt, dass bei ihnen im Zuge der Enteisung auch der Urangehalt reduziert würde.

(18.05.2009)