Nachricht 05.06.2014

„Alkoholfreie“ Biere sollen Alkoholgehalt ausweisen

„Alkoholfreies“ Bier ist meistens nicht frei von Alkohol. Brauereien in Deutschland wollen nun zumindest auf den Restalkoholgehalt ihrer Produkte hinweisen. Wahrscheinlich jedoch nur klein auf der Rückseite – vorne auf dem Etikett geht die Irreführung mit dem „Alkoholfrei“-Schriftzug einfach weiter.

In Gesprächen mit dem Verbraucherzentrale Bundesverband hat sich der Deutsche Brauer-Bund ein Mini-Stückchen bewegt. Künftig empfiehlt er seinen Mitgliedern, den meisten Brauereien in Deutschland, einen Hinweis auf den Alkoholgehalt der angeblich „alkoholfreien“ Biere zu machen. Natürlich nur freiwillig. Wo und in welcher Form, da wollten sich der Brauer-Bund nicht reinreden lassen. Einige Unternehmen kündigten bereits an, lediglich auf der Rückseite einen kleinen Hinweis wie „Alk. <0,5 % vol.“ vornehmen zu wollen. Vorne auf dem Etikett geht es einfach weiter mit der irreführenden Bewerbung der Produkte als „alkoholfrei“.

Verbrauchertäuschung nach Brauherrenart

Auch die Verbraucherzentralen werteten dies zurückhaltend als „Kompromiss“ – schließlich will der Gesetzgeber bislang keine Vorgabe machen, so ist nur eine freiwillige Lösung möglich, bei der die Brauer mitgehen. Wie foodwatch hatten sich auch die Verbraucherzentralen dafür ausgesprochen, dass nur noch solche Biere als „alkoholfrei“ bezeichnet werden dürfen, die auch wirklich frei von Alkohol sind – und dass der Alkoholgehalt zumindest deutlich lesbar auf der Vorderseite der Flaschen genannt wird. Die Brauereien entschieden sich, an der Irreführung ihrer Kunden festzuhalten: Verbrauchertäuschung nach Brauherrenart.

Rechtsfreier Raum

Anders als vielfach berichtet, gibt es kein Gesetz, das den Brauereien die Bezeichnung „alkoholfrei“ für Biere mit einem Alkoholgehalt von bis zu 0,5 Volumenprozent erlaubt. Dieser Wert stammt aus der Deutschen Weinverordnung und wird von den Behörden bei Bier lediglich geduldet.

70 bis 80 Prozent der Verbraucher fühlen sich getäuscht

Eine Umfrage der Brauerei Warsteiner hatte bereits im Jahr 2007 ergeben, dass sich 80,8 Prozent der befragten Bürger durch die Bezeichnung „alkoholfrei“ für Biere mit Restalkohol in die Irre geführt fühlen. Seither haben die meisten Brauereien nichts unternommen, um ihre Kunden ehrlich zu informieren. Einer aktuelleren Umfrage des Internetportals lebensmittelklarheit.de der Verbraucherzentralen zufolge gehen 70 Prozent der Verbraucher davon aus, dass alkoholfreies Bier gar keinen Alkohol enthält.

Kennzeichnung muss vorgeschrieben werden

foodwatch meint: Eine freiwillige Lösung wird keine umfassende Transparenz bringen – der Gesetzgeber muss die Angabe des Alkoholgehaltes für alle Biere verbindlich vorschreiben und klarstellen, dass „alkoholfrei“ selbstverständlich nur das sein kann, was auch tatsächlich frei von Alkohol ist.

Andere Länder, bessere Sitten

Dass es auch anders geht, zeigen viele Brauereien selbst:

  • Als prominenteste Marke stellt Bitburger ein alkoholfreies Bier her, das tatsächlich frei von Alkohol ist – es wird mit dem Zusatz „0,0%“ beworben.
  • In anderen Ländern, wo die Verwendung des Begriffes „alkoholfrei“ klar geregelt ist, bieten auch die deutschen Brauereien Biere mit klarer Kennzeichnung an. So werden in Großbritannien nur solche Biere als alkoholfrei vermarktet, die allenfalls Spuren von Alkohol enthalten. Zum Teil werden dieselben Produkte, die in Deutschland als „alkoholfreies Bier“ verkauft werden, in Großbritannien unter der Bezeichnung „low alcohol“ vermarktet.