Pressemitteilung 11.11.2016

foodwatch zu Weltdiabetestag/Zuckerabgabe/Kinderwerbung

Berlin, 11. November 2016. Zum Weltdiabetestag am 14. November 2016 fordert die Verbraucherorganisation foodwatch ein Gesetz gegen an Kinder gerichtete Werbung für ungesunde Lebensmittel und eine Sonderabgabe auf besonders zuckerreiche Getränke. Dazu erklärt Oliver Huizinga von foodwatch:

„Die Lebensmittelindustrie trägt eine gehörige Mitschuld an der Diabetes-Epidemie in Deutschland. Sie bewirbt Junkfood mit Comic-Figuren an Kinder und verkauft maßlos überzuckerte Erfrischungsgetränke. Etliche Länder haben längst reagiert und führen Sonderabgaben für Zuckergetränke ein – darunter Finnland, Portugal, Großbritannien, Irland, Frankreich und Belgien. Doch der zuständige Bundesernährungsminister Christian Schmidt verteufelt Sondersteuern und Werbebeschränkungen für ungesunde Kinderprodukte als ,Zwangsmaßnahmen'. Damit geht er der Zuckerlobby auf den Leim und macht sich mitverantwortlich für die steigenden Diabetes-Zahlen in Deutschland.“  

Hintergrund:

foodwatch fordert die Bundesregierung auf, die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Internationalen Diabetes-Föderation (IDF) umzusetzen. Diese fordern Beschränkungen der an Kinder gerichteten Werbung für ungesunde, zuckerreiche Lebensmittel sowie eine Hersteller-Abgabe auf besonders zuckerreiche Getränke. Die Einnahmen sollten zweckgebunden für die Förderung gesunder Kinderernährung verwendet werden.

Mehr als jedes zweite „Erfrischungsgetränk“ in Deutschland ist laut einer foodwatch-Marktstudie überzuckert. 274 von insgesamt 463 untersuchten Produkten (59 Prozent) enthalten mehr als fünf Prozent Zucker. In 171 Produkten (37 Prozent) stecken sogar mehr als acht Prozent Zucker, also sechseinhalb Stück Würfelzucker pro 250ml.

Ein Risikofaktor für die Entstehung von Typ-2-Diabetes ist eine ungesunde, zuckerreiche Ernährung. Insbesondere der regelmäßige Konsum von Zuckergetränken ist gefährlich. Wer täglich 1-2 Dosen Zuckergetränke trinkt, hat ein 26 Prozent höheres Risiko an Diabetes zu erkranken. Diabetes und Folgeerkrankungen verursachen nicht bloß persönliches Leid der Betroffenen, sondern zudem gesamtgesellschaftliche jährliche Kosten in Höhe von schätzungsweise 35 Milliarden Euro. Etwa 7 Millionen Menschen sind in Deutschland aktuell an Diabetes erkrankt, 90 Prozent davon haben Typ-2-Diabetes.

Der Weltdiabetestag wird seit 1991 von der IDF und WHO durchgeführt; das Hauptthema im Jahr 2016 wird sein: „Augen auf den Diabetes“.