Pressemitteilung 08.09.2015

Presse-Statement: foodwatch zu Herkunftskennzeichnung/Frosta

Berlin, 8. September 2015. Zur heute in Hamburg vom Tiefkühlhersteller Frosta vorgestellten, umfassenden Herkunftskennzeichnung erklärt Matthias Wolfschmidt, stellvertretender Geschäftsführer der Verbraucherorganisation foodwatch:

Neun von zehn Verbrauchern wünschen sich klare Herkunftsangaben für die wichtigsten Zutaten eines Lebensmittels – unisono erklären Wirtschaftsverbände und Europäische Kommission: Das geht nicht. Frosta macht jetzt einfach, was angeblich nicht machbar ist. Das Unternehmen straft die gesamte europäische Lebensmittelbranche sowie die Europäische Kommission Lügen.

Der Beweis ist da: Es geht! Der Frosta-Standard muss umgehend zum EU-Standard werden. Wir brauchen gesetzlich verpflichtende Herkunftsangaben für die Hauptzutaten von Lebensmitteln, damit alle Verbraucher wissen, woran sie sind. Das bringt auch ein Mehr an Lebensmittelsicherheit, weil eine Kennzeichnungspflicht die Lebensmittelwirtschaft endlich dazu zwingen würde, lückenlos funktionierende Rückverfolgbarkeitssyteme einzurichten.

Mit viel Aufwand haben Branchenverbände und Politik zu begründen versucht, warum es gesetzliche vorgeschriebene, umfassende Herkunftsangaben nicht geben soll. Dies sei mit einem angeblich immensem Aufwand und horrenden Mehrkosten verbunden, welche die Verbraucher nicht zu bezahlen bereit seien. Die Europäische Kommission bezifferte die Mehrkosten erst Mitte Mai 2015 in einem Prüfbericht auf 10 bis 30 Prozent – Frosta spricht jetzt von wenigen Cent pro Verpackung. Das entlarvt die Ausreden: Am Geld kann es nicht liegen, dass sich Branche und Europäische Kommission gegen Transparenzvorgaben bei der Herkunft wehren. In Wahrheit verhindern Industrie und EU-Kommission umfassende und verpflichtende Herkunftsangaben aus ganz anderen Gründen: Die Lebensmittelwirtschaft kann oder will die seit zehn Jahren in der EU gesetzlich vorgeschriebene Rückverfolgbarkeit der Zutaten bis heute nicht gewährleisten, und die EU will Handelsabkommen wie TTIP nicht mit der Forderung nach konsequenter Herkunftstransparenz belasten.“

Hintergrund:

In der Europäischen Union sind verpflichtende Herkunftsangaben nur für einzelne Lebensmittel vorgeschrieben. Vor allem bei verarbeiteten Produkten erfahren die Kunden nicht, woher die Hauptzutaten stammen. In einer repräsentativen Meinungsumfrage des Instituts TNS Emnid im Auftrag von foodwatch haben im August 2014 insgesamt 88 Prozent der Befragten gesagt, Informationen zur Herkunft der wichtigsten Zutaten seien ihnen „sehr wichtig“ oder „eher wichtig“. Das ist der zweithöchste Wert nach „Informationen zu allen verwendeten Zutaten“, die allerdings bereits heute vorgeschrieben sind.

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