Pressemitteilung 02.01.2017

Presse-Statement: foodwatch zu „Tierwohl“-Siegel / 0-1-2-3-Kennzeichnung GRÜNE

Bundeslandwirtschaftminister Christian Schmidt will ein freiwilliges Tierwohl-Siegel initiieren. Dazu sagte der stellvertretende Geschäftsführer der Verbraucherorganisation foodwatch, Matthias Wolfschmidt:

„Das von der Bundesregierung angekündigte staatliche Tierwohl-Siegel ist in jeder Hinsicht inakzeptabel, weil es nicht geeignet ist, die Misere der Nutztiere zu beenden. Aufgabe der Bundesregierung ist es dafür zu sorgen, dass den Verbrauchern so schnell wie möglich ausschließlich Lebensmittel angeboten werden, die nachweislich und verlässlich von tierschutzkonform gesund gehaltenen Tieren stammen. Der Vorschlag des Bundesagrarministers ist ein weiterer Marketinggag, der die allermeisten Nutztiere auch in Zukunft nicht vor vermeidbaren Krankheiten und Qualen schützen wird. Die Bundesregierung traut sich lediglich freiwillige Maßnahmen gegen die Interessen von Handel und Verarbeitern zu. Selbst Optimisten prognostizieren damit höchstens 20 Prozent Marktanteil. Der Staat darf Tierschutz und Tiergesundheit aber nicht von der Zahlungsbereitschaft der Verbraucher abhängig machen.“

Auch eine von den GRÜNEN vorgeschlagene gesetzliche Pflichtkennzeichnung in mehreren Stufen analog zur Eierkennzeichnung lehnte Wolfschmidt ab:

„Die Lage der Nutztiere verlangt einen systematischen Ansatz, der es allen Tierhaltern gleichermaßen finanziell ermöglicht und diese auch dazu zwingt, die Tiere konsequent gesund und tierschutzgerecht zu halten. Unter welchen Umständen Tiere gehalten werden, darf nicht länger vom Wettbewerb oder von Marketingkonzepten des Handels abhängen. Tiergerechtheit muss für alle Nutztiere garantiert sein und die Voraussetzung dafür, dass ein Tierprodukt in den Handel kommen darf. Eine gesetzlich vorgeschriebene 0-1-2-3-Kennzeichnung ist der Versuch, den Marktanteil von Bio-Fleisch zu erhöhen. Den Tieren, die auf Bio-Höfen ähnlich häufig unter vermeidbaren Krankheiten und Schmerzen leiden wie auf konventionellen, wird dadurch kein besseres Leben zuteil. Die Grünen müssen endlich zur Kenntnis nehmen, dass es ohne nachweislich gute Tiergesundheit keine tierschutzgerechten Lebensbedingungen geben kann.“