Pressemitteilung 14.10.2014

Presse-Statement: foodwatch zur Bilanz des Regionalfensters

Zur Bilanz des staatlichen „Regionalfensters“ erklärt Matthias Wolfschmidt, stellvertretender Geschäftsführer der Verbraucherorganisation foodwatch:

Transparenz über die Herkunft von Lebensmitteln war das Versprechen zur Einführung des Regionalfensters – wer sich daran erinnert, kommt zwangsläufig zum Schluss: Das freiwillige Siegel ist gescheitert. Den 2.400 Produkten mit Regionalfenster, die teilweise zudem überregional vermarktet werden, stehen sicher hunderttausend Produkte gegenüber, bei denen die Hersteller die Herkunft verschweigen. Ganz legal täuschen Produzenten mit wolkigen Werbelandschaften Regionalität nur vor – sie können das staatlich-freiwillige Fenster ja einfach ignorieren und Angaben über die tatsächliche Herkunft der wichtigsten Zutaten weglassen. Das Regionalfenster der Bundesregierung bringt nur zum Schein mehr Transparenz und einen besseren Schutz vor Irreführung. Das Siegel hilft vor allem der Lebensmittelwirtschaft, die mit allen Mitteln und bislang erfolgreich eine umfassende Pflicht zur  Herkunftskennzeichnung verhindert hat.

Minister Schmidt muss den Konstruktionsfehler beim Regionalsiegel korrigieren und von freiwillig auf verbindlich umschalten: Die Bundesregierung muss sich für eine EU-weite, verbindliche Herkunftskennzeichnung der wichtigsten Zutaten stark machen. Und wenn bei einem Produkt die regionale Herkunft beworben wird, so muss die Ursprungsregion auch ausgewiesen werden – verpflichtend.“

Hintergrund:

Bei den meisten Lebensmitteln ist eine Herkunftskennzeichnung nicht vorgeschrieben. Umfragen belegen jedoch: Die Verbraucher in Deutschland wollen darüber informiert werden. In einer aktuellen Repräsentativbefragung von TNS Emnid im Auftrag von foodwatch (Ende August 2014) sagten 88 Prozent der Befragten, die Information zur Herkunft der wichtigsten Zutaten sei ihnen wichtig oder sehr wichtig. Gefragt, welche Informationen über Lebensmittel den Menschen wichtig sind, erzielt die Herkunftskennzeichnung (nach der Information über alle verwendeten Zutaten) den zweithöchsten Wert insgesamt, vor allem aber den höchsten Wert unter denjenigen Eigenschaften, die bisher nicht verpflichtend gekennzeichnet werden müssen. Details zur Umfrage hier (Tabelle 5a ab S. 73 bzw. Tabelle 5, ab S. 52).

Das Versprechen des Regionalfensters:

  • In einer Presseerklärung des Bundesernährungsministeriums wird die damalige Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner wie folgt zitiert: Verbraucher müssten beim Blick auf die Verpackung erkennen können, warum ein Hersteller sein Produkt ‚regional‘ nennt. Das fängt bei der Frage an: Was ist eine Region? Wo beginnt sie, wo endet sie?  Zudem möchten Verbraucher vor allem wissen, woher die Hauptzutaten stammen. ‚Wir wollen kein eigenes neues Siegel etablieren, sondern Klarheit darüber schaffen, wie viel Regionalität tatsächlich hinter den regionalen Kennzeichnungen steckt, wie die Bedingungen aussehen, unter denen ein Produkt erzeugt wurde. Mehr Transparenz und mehr Klarheit – das ist nicht nur ein Anliegen der Verbraucher, sondern vieler Regionalvermarkter.‘“ (Pressemitteilung vom BMELV vom 25.1.2012)
  • Ministerin Ilse Aigner im September 2013 in einer Pressemitteilung des Ministeriums zur bundesweiten Einführung des Regionalfensters: „Künftig erkennt man auf einen Blick, was tatsächlich aus der Region kommt.“