Artikel 24.11.2022

Greenwashing: Wie Lebensmittel sich „klimafreundlich“ rechnen können

foodwatch fordert Verbot von irreführender Klimawerbung

Begriffe wie „klimaneutral“ oder „Klima positiv“ können uns Konsument*innen in die Irre führen. Denn solche Claims sagen oft nichts darüber aus, wie klimafreundlich ein Produkt tatsächlich ist. Eine aktuelle Recherche von foodwatch zeigt: Um ein Lebensmittel mit Klima-Claims zu vermarkten, müssen die Hersteller oft nicht einmal ihren Treibhausgasausstoß reduzieren.

Viele Menschen möchten einen Beitrag zur Bewältigung der Klimakrise leisten – auch beim täglichen Einkauf im Supermarkt. Die Lebensmittelindustrie nutzt das oft schamlos aus und bewirbt immer mehr Produkte als klimafreundlich: Egal, ob Babynahrung, Salami-Tiefkühlpizza oder Knäckebrot – auf vielen Produkten prangen Labels wie „CO2-neutral“ oder sogar „klimapositiv“. Das Problem: Der Begriff „klimaneutral" lässt viele Konsument*innen denken, ein Produkt habe keine schädlichen Auswirkungen auf das Klima. Doch Lebensmittel, bei deren Produktion keine Treibhausgase entstehen, gibt es nicht. Produkte mit solchen Labels werden oft einfach klimaneutral gerechnet: Die Unternehmen kaufen CO2-Gutschriften von Klimaschutzprojekten. Diese sogenannte Kompensation macht die bei der Produktion entstandenen Treibhausgase allerdings nicht rückgängig. Zudem halten die Projekte häufig nicht, was sie versprechen. Vollends absurd wird es, wenn Hersteller ausgerechnet wenig umweltfreundlichen Produkten einen grünen Anstrich verpassen. foodwatch fordert daher: Werbung mit Begriffen wie „klimaneutral“, „CO2-neutral“, „klimapositiv“ oder „CO2-positiv“ ist irreführend und muss verboten werden.

Beispiele von Produkten, die mit Klima-Versprechen werben

foodwatch hat in einem aktuellen Report verschiedene Produkte genauer unter die Lupe genommen, Für den Report wurden die Klima-Claims unterschiedlicher Hersteller untersucht.

Das System Klimalabel: Ein Millionengeschäft

Im aktuellen Report hat foodwatch analysiert, wie das System hinter der Klimawerbung funktioniert: Um Produkte als klimaneutral zu labeln, kaufen die Hersteller über Siegel-Anbieter CO2-Gutschriften aus vermeintlichen Klimaschutzprojekten. Damit sollen die bei der Produktion anfallenden Treibhausgas-Emissionen ausgeglichen werden. Offiziell haben sich die Anbieter zwar das Prinzip auf die Fahnen geschrieben: „Zuerst Emissionen vermeiden, dann reduzieren und zuletzt kompensieren“. In der Realität machen sie den Lebensmittelherstellern jedoch keinerlei verpflichtende Vorgaben, ihren CO2-Ausstoß auch wirklich zu verringern. foodwatch ortet folgenden Grund dafür: Die Siegel-Vergeber verdienen an jeder verkauften Gutschrift und nehmen dadurch Millionen-Beträge ein.

Darüber hinaus ist der Nutzen der angeblichen Klimaschutzprojekte oft fraglich: foodwatch-Recherchen zu Projekten in Peru und Uruguay belegen, dass selbst zertifizierte Projekte eklatante Mängel aufweisen.

foodwatch fordert daher: Werbung mit Begriffen wie „klimaneutral“, „CO2-neutral“, „klimapositiv“ oder „CO2-positiv“ ist irreführend und muss verboten werden.

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