Nachricht 24.03.2004

foodwatch-Report „Was kostet ein Schnitzel wirklich?“ zeigt: Bio-Hersteller im Wettbewerb benachteiligt

Bio ist am Markt benachteiligt. Denn während Öko-Landwirte Umweltschäden wie die Verunreinigung von Trinkwasser durch Pflanzenschutzmittel oder Mineraldünger weitgehend vermeiden und damit höhere Herstellungskosten in Kauf nehmen, bürden die konventionellen Landwirte diese Kosten der Gesellschaft auf. Das ist das Ergebnis des heute veröffentlichten foodwatch-Reports  „Was kostet ein Schnitzel wirklich?“.

Warum kostet ein ökologisches Schweineschnitzel beinahe doppelt so viel wie eines aus konventioneller Produktion und warum greifen Verbraucher – selbst wenn sie das nötige Geld haben – tendenziell zur Massenware? Diese Fragen beantwortet foodwatch in dem heute veröffentlichten Report „Was kostet ein Schnitzel wirklich?. Der foodwatch-Report über falsche Preise und wahre Kosten der Fleischproduktion.“ Der Report beruht auf einer Studie des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und dokumentiert die Entstehung offener und verborgener Kosten auf allen Produktionsstufen bei der Erzeugung von Schweinefleisch.

Verzerrte Preise bestimmen Verbraucherverhalten

Preise üben eine entscheidende Signalfunktion im Markt aus und bestimmen maßgeblich das Verbraucherverhalten. Um Verbrauchern ihre Schiedsrichterfunktion im Markt zu ermöglichen, müssen Preise die Qualität und die Kosten eines Produktes widerspiegeln. Im Falle der Lebensmittelpreise ist diese Forderung kaum erfüllt. Steuersubventionen in Milliardenhöhe und die Verlagerung von Umweltkosten auf die Allgemeinheit verzerren die Preise.

Ein Kilo herkömmliches Schnitzel kostet sieben Euro – im Vergleich zu 13 Euro für ein Kilo Ökoschnitzel. Konventionelles Fleisch ist so billig, weil die Hersteller nicht für produktionsbedingt hohe Umweltschäden zahlen müssen. Die liegen bei etwa 50 Euro pro Schwein, was den Erzeugerpreis um ein Drittel erhöhen müsste. Ökoschnitzel sind so teuer, weil ihnen keine effektiven Vertriebswege zur Verfügung stehen. Verarbeitung und Vertrieb machen gegenwärtig beim Preis eines Ökoschnitzels etwa zehn Euro pro Kilo aus. Das heißt, bei Einrechnung der Umweltkosten und Nutzung effektiver Vertriebswege könnte der Preisunterschied zwischen Ökofleisch und herkömmlicher Ware von derzeit bis zu 90 auf 14 Prozent sinken.

Das Schweineschnitzel wurde ausgewählt, weil in Deutschland jedes Jahr über 37 Millionen Schweine geschlachtet werden und jeder Einwohner rund 40 Kilogramm Schweinefleisch verzehrt. Zudem kann bei der Produktion von Fleisch –  vom Futteranbau über Tierhaltung und Düngung – eine Vielzahl von ökologischen und ökonomischen Einflussgrößen bewertet werden.

foodwatch fordert Kostenwahrheit und Qualitätsstufen

foodwatch leitet aus den Studienergebnissen Defizite der Agrar- und Verbraucherpolitik ab und formuliert politische Forderungen: Wer die Umwelt schädigt, muss dafür aufkommen. Die Vertriebskosten für Ökofleisch müssen sinken. Werbung und Kennzeichnung von Fleisch müssen so gestaltet werden, dass für den Verbraucher verschiedene Qualitätsstufen erkennbar sind. Mit der Studie möchte foodwatch die Debatte über Kostenwahrheit, Produktqualität und Kaufverhalten der Verbraucher neu anstoßen und sich nicht mit moralischen Appellen an die Verbraucher begnügen.