Nachricht 15.11.2004

Uniklinikum Freiburg führt Biokost für Patienten ein

In einem Pilotprojekt stellt das Universitätsklinikum Freiburg die Verpflegung der Patienten teilweise auf Biokost um. foodwatch sprach mit Prof. Franz Daschner, dem Geschäftsführenden Direktor des Instituts für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene im Universitätsklinikum Freiburg, über die Hintergründe und Probleme bei dem Projekt.

foodwatch: Wieso bieten Sie Biokost im Krankenhaus an und was wird dadurch gegenüber der bisherigen Versorgung besser?

Daschner: Keine einzige große Klinik in Deutschland, insbesondere keine Universitätsklinik, bietet ihren Patienten und ihrem Personal Biokost an. Dabei sollte es doch eigentlich selbstverständlich sein sollte, dass gerade Krankenhäuser ihre Patienten mit der best möglichen Ernährung versorgen. Um diesen Zustand zu ändern, untersucht meine Stiftung "viamedica: für eine gesunde Medizin" im Rahmen eines großen Forschungsprojektes "Möglichkeiten und Grenzen von Biokost in Kliniken". Dabei geht es darum, herauszufinden unter welchen ökonomischen und logistischen Voraussetzungen es möglich ist, auch in sehr großen Kliniken den Patienten Biokost anzubieten. Das Universitätsklinikum Freiburg ist eines der größten in Deutschland, mit 50.000 stationären Patienten jährlich. Unsere Küche kocht beispielsweise täglich 3.000 Mittagessen für Patienten und Personal.

foodwatch: Biokost steht neben Umweltschutz auch für gesundes Essen, Regionalität und Frische. Kann das bei einer Versorgung im Großmaßstab noch gewährleistet werden?

Daschner: Genau das ist eine der Hauptfragen in unserem Projekt. Wir wollen natürlich nicht die Kartoffeln aus Hamburg oder München, sondern wir möchten alles aus der regionalen Landwirtschaft beziehen. Somit wollen wir auch den regionalen Biomarkt beeinflussen und ihm als größter Arbeitnehmer und -geber der Region die Möglichkeit eines konstanten und zuverlässigen Abnehmers eröffnen. Das Klinikum hat 8.000 Mitarbeiter, zusammen mit den circa 1.600 Patienten, die täglich bei uns liegen, sind wir eine kleine Stadt. Wer im Personalkasino des Klinikums schmackhafte Biokost versucht, wird auch zu Hause öfter biologische Nahrungsmittel einkaufen.

foodwatch: Normalerweise sind Öko-Nahrungsmittel teurer - wie finanzieren Sie das und was sagen die Krankenkassen dazu?

Daschner: Die Krankenkassen sagen gar nichts dazu, denn denen ist es völlig egal, wie die Patienten ernährt werden. Zusätzliches Geld wird von den Kassen nicht zur Verfügung gestellt. Der Verwaltungschef unseres Klinikums hat schon zu Beginn unseres Projektes entschieden, dass die Kosten durch Biokost nicht steigen dürfen. Ich finde das auch gut, denn nur so kann man andere Großkliniken motivieren, später mitzumachen, denn wenn man genügend Geld zur Verfügung hat, kann man natürlich alles in Bio kochen. Vor allem Biofleisch ist wesentlich teurer. Das heißt, wir müssen in erster Linie auf Fleisch verzichten, wenn wir die Kosten nicht steigern wollen. Und das ist gut so, denn weniger Fleisch und mehr Gemüse und Salate sind für die Patienten sowieso besser.

foodwatch: Wie würden Sie Ihren Patienten foodwatch empfehlen?

Daschner: Wir machen im Rahmen unseres Projektes auch eine Patientenaufklärungskampagne über gesunde und biologische Ernährung. Innerhalb dieser Kampagne werden wir die Patienten auch auf foodwatch hinweisen. Ich bin selbst Mitglied bei foodwatch geworden, wir brauchen solche Organisationen zur Verbraucheraufklärung und zur Unterstützung der ökologischen Landwirtschaft. Wir müssen endlich weg von diesem Industriefraß, der nur schmeckt, weil er Farbstoffe, Duftstoffe und Konservierungsmittel enthält. Diese gehören übrigens mittlerweile zu den häufigsten Allergenen in unserer Bevölkerung.