Nachricht 05.10.2005

Bundesbehörde sieht dringenden Handlungsbedarf

Auf ein „großes gesundheitliches Risiko für den Verbraucher“ durch Acrylamid weist das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hin – und mahnt zu raschen Lösungen.

In dem vor wenigen Tagen erschienenen Jahresbericht 2004 des BfR ist die krebsverdächtige Substanz sogar Schwerpunktthema. Die für die Bewertung von Gesundheitsrisiken bei Lebensmitteln zuständige Bundesbehörde mahnt eine „rasche Lösung“ an und fordert die Absenkung des Acrylamid-Gehalts in Lebensmitteln „so weit und so schnell wie möglich“.

Auch Sachverständigenrat warnte bereits

Nach dem Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) warnt damit ein weiteres Beratungsinstitut der Bundesregierung dringend vor Acrylamid. Diese muss endlich ihrer Pflicht zum vorsorgenden Verbraucherschutz nachkommen, verlangte foodwatch.

In anderen Ländern wird dieser bereits umgesetzt. Schweizer Behörden nahmen Anfang September einen Getreideriegel von Milupa vom Markt, weil der Hersteller von Babynahrung zu weit über dem offiziellen Signalwert lag. Im US-amerikanischen Kalifornien sollen Kartoffelchips und Pommes frites künftig mit einem Warnhinweis versehen werden. Justizminister Lockyer erhob Klage gegen neun Fast-Food-Ketten, die er auf diese Weise zwingen will, vor Acrylamid in ihren Produkten zu warnen.

foodwatch fordert produktbezogene Kennzeichnung

Statt eines allgemeinen Warnhinweises, fordert foodwatch eine produktbezogene Kennzeichnung auf der Verpackung. Mit Hilfe einer Vergleichsskala von dunkelrot für hohe bis grün für niedrige Werte sollen die Produkte je nach ihrer Acrylamid-Belastung eingestuft werden. Durch die Kennzeichnung steige der marktwirtschaftliche Druck auf die Erzeuger, ihre Produkte zu verbessern: Der von der Bundesregierung festgelegte Signalwert sollte sich an der bestmöglichen Herstellungspraxis orientieren. Wer darüber liegt, müsste seine Produkte vom Markt nehmen.

Acrylamid kommt in vielen stärkehaltigen, stark erhitzten Lebensmitteln vor wie Pommes Frites, Kartoffelchips und Keksen. Im Tierversuch löst die Substanz Krebs aus und schädigt Erbgut wie Nerven. Der von der Bundesregierung bestellte SRU nimmt an, dass in Deutschland jährlich 10.000 Krebsneuerkrankungen durch den Verzehr von Acrylamid verursacht werden.