Nachricht 26.04.2005

Tesco führt Konkurrenzsystem zur Ampel ein

Die größte britische Handelskette Tesco setzt auf Widerstand gegen die farbliche Nährwertinformation – und prescht mit einem eigenen Modell vor.

Als erste Handelskette führt Tesco ein neues Kennzeichnungssystem für Nährwerte ein – basierend auf den GDA-Werten (Guideline Daily Amounts - Richtwerte für die Tageszufuhr).

Das industrienahe britische Institute Grocery Distribution (IGD) hatte bereits 1998  Richtlinien für eine freiwillige Nährwertkennzeichnung basierend auf GDA-ähnlichen Angaben zunächst für Kalorien, Fett und gesättigte Fettsäuren entwickelt. Das IGD verwendet als Basis eine Ernährung mit 2000 Kalorien am Tag. 2005 legte das IGD auch Empfehlungen für Zucker, Kohlenhydrate, Eiweiß, Ballaststoffe, Salz und Natrium vor und setzte eine Arbeitsgruppe aus Industrievertretern zur Erarbeitung eines GDA-Konzeptes einschließlich einer Darstellungsform ein.

Die empfohlenen Werte für die Tageszufuhr gründen auf dem COMA-Report („Department of Health. Report on Health and Social Subjects No 41. Dietary Reference Values for Food Energy and Nutrients for the United Kingdom. London: HMSO 1991“) des staatlichen britischen Committee on Medical Aspects of Food and Nutrition Policy (COMA) und der darin enthaltenen Dietary Reference Values (DRV), die die Ernährung der Bevölkerung abbilden, aber keine individuellen Richtwerte oder Empfehlungen darstellen. Die 1998 vorgelegten IGD-Angaben bezeichnet der Verband der britischen Lebensmittelindustrie, die Food and Drink Federation FDF, als Empfehlungen für eine Kennzeichnung auf der Rückseite der Verpackung.

Tesco prescht vor – um Ampel zu verhindern

Darauf basierend prescht Tesco nun mit einer freiwilligen Kennzeichnung vor. Die Handelskette hatte in den Wochen zuvor in der Kritik gestanden, weil das Unternehmen Nährwertangaben mit Ampelfarben ablehnt – den Ergebnissen der FSA-Studie zum Trotz. Die britische Lebensmittelbehörde hatte in einer Bürger-Befragung eine Präferenz der Verbraucher für fünf Kennzeichnungsansätze ermittelt: eine einfache Ampel, eine erweiterte Ampel, eine GDA-basierte Kennzeichnung, eine mehrfache Ampel oder ein „healthy eating“-Logo. Die stärkste Präferenz gibt es für das einfache und das mehrfache Ampelsystem. Außerdem erwarten die Verbraucher, dass eine Kennzeichnung auf den Verpackungsvorderseiten die Entscheidung für gesündere Lebensmittel erleichtern würde.

Tescos Schritt wird als Ampel-Abwehrversuch gewertet – so schreibt der Guardian: „Tesco ditches traffic light food signs".