Nachricht 25.06.2008

Ampel-Test: Fett statt fit – Zu viel Zucker in "Fitness"-Produkten

foodwatch hat 27 Lebensmittel, die eine Verbesserung des Wohlgefühls oder der Leistungsfähigkeit versprechen, mit der Ampelkennzeichnung versehen. Bei keinem einzigen Produkt zeigt die Ampel durchgängig Grün, vor allem der Zuckergehalt ist häufig zu hoch.

27 Fitness- und Wellness-Produkte hat foodwatch beispielhaft mit der Ampelkennzeichnung versehen. Ausgewählt wurden Produkte derjenigen Hersteller, die mit einer eigenen Initiative gegen die Ampelkennzeichnung kämpfen. Im Auftrag der Lebensmittelkonzerne macht eine eigens engagierte PR-Agentur unter dem Titel "Ausgezeichnet informiert" Werbung für die GDA-Kennzeichnung, die sich die Industrie ausgedacht hat. Mitglieder der Initiative sind unter anderem Coca-Cola, Danone, Kellogg's, Nestlé und Unilever. foodwatch hat Produkte ausgewählt, die durch ihre Aufmachung oder Werbung eine Verbesserung des Wohlgefühls, des Gesundheitszustands oder der (sportlichen) Leistungsfähigkeit versprechen.

Überwiegend Rot bei Zucker

Die scheinbar gesunden und wohltuenden Lebensmittel sind in der Regel viel zu süß. Rund die Hälfte zeigen beim Zuckergehalt eine rotes Signal, die meisten anderen stehen bei Zucker immerhin auf Gelb. Den höchsten Zuckergehalt weist das Wellness-Frühstück "Fitness & Fruits" von Nestlé auf, das mit über 35 Gramm pro 100 Gramm fast schon an den Zuckergehalt konventioneller Schokoriegel herankommt. Obwohl es sich also eher um Süßigkeiten handelt, positionieren die Hersteller ihre oftmals stark zuckerhaltigen Frühstückscerealien, Milchprodukte oder Getränke als Gesundmacher und Wohlfühlgaranten.

Kellogg's Day Vita: Zu süß, eher fettig und salzig

Mit "überraschend vielen Ballaststoffen" wartet zum Beispiel "Day Vita" von Kellogg's auf und will damit zur "natürlichen Anregung der Verdauung" beitragen. Ein 10-Tage-Programm, in dem die Frühstücksflakes mindestens einmal täglich verspeist werden sollen, wird als Einstieg in eine ballaststoffreiche Ernährung vorgeschlagen. Wie die Ampel verdeutlicht, sind die Nährwerte von "Day Vita" ganz und gar nicht so, dass es sich empfehlen würde, das Produkt täglich zu essen: Zu süß (rote Ampel), eher fettig (gelb) und salzig (gelb).

Nestlé: "Vollkorn-Garantie" für Zuckerbomben

Auch Nestlé versucht, seinen Frühstücksprodukten mit dem Hinweis auf den Vollkorngehalt und einem eigenen Siegel "Nestlé Cerealien Vollkorn Garantie" einen gesunden Anstrich zu geben. "Mindestens 30 Prozent Vollkorn" sei in allen Nestlé-Cerealien enthalten, prangt auf den Packungen. Dass die Produkte zum Teil auch mehr als 30 Prozent Zucker enthalten, bleibt unerwähnt.

Fünf Stück Würfelzucker in einem Fläschchen LC1

Besonders augenfällig ist die Diskrepanz zwischen gesundem Anspruch und ungesunder Wirklichkeit im Falle des funktionellen Joghurtdrinks LC1 von Nestlé. Sogar die Variante "Original" ohne jeglichen Fruchtzusatz enthält pro 100 ml noch 12,4 Gramm Zucker - also vier bis fünf Stück Würfelzucker. Nicht besser sieht es bei den Produkten "Voll-Fit" (Aldi, 13,4 Gramm) und "Aktifit" von Emmi (14 Gramm) aus (Quelle: O mega-gesund, S. 60). Danone scheint bei der Verwendung von Zucker insgesamt etwas zurückhaltender zu sein als Nestlé und braucht für sein Actimel classic zum Beispiel "nur" etwas über 10 Gramm Zucker. Dass es auch anders geht, zeigt der funktionelle Joghurtdrink von Becel pro activ. Er enthält mit 5,7 Gramm Zucker weniger als die Hälfte dessen, was in LC 1 steckt.

Zu viel Salz bei "Du darfst"

Die Produkte der Marke "Du darfst", die sich vor allem an figur- und gesundheitsbewusste Frauen richten, fallen neben meist erhöhten Werten für gesättigte Fettsäuren vor allem durch relativ hohe Salzgehalte auf. Sowohl die Salami als auch der "Feine Ecken"-Schmelzkäse liegen mit jeweils über 3,5 Gramm Salz je 100 Gramm Produkt weit im roten Bereich. Damit hat man schon mehr als die Hälfte dessen aufgenommen, was die Deutsche Gesellschaft für Ernährung für einen Erwachsenen am Tag empfiehlt. Auffällig gegenüber den anderen Herstellern: Auf der Webseite von "Du darfst" finden sich keine ausführlichen Nährwertinformationen, sondern lediglich Angaben zum Gehalt von Eiweiß, Fett und Kohlenhydraten.