Nachricht 16.09.2008

Ampel-Test: Rot für Knorrs "Ketchupi" trotz "weniger Zucker"

Saucen zum Würzen von Grillgut oder Salat enthalten oft sehr viel Zucker, Fett und vor allem reichlich Salz. Erkennen kann der Verbraucher das nicht. foodwatch hat für 13 Saucen eine Ampelkennzeichnung erstellt. Bei fünf zeigt die Ampel beim Zuckergehalt gelb, bei fünf rot – auch beim Kinderketchup „Ketchupi“ mit „30% weniger Zucker“ von Knorr.

Acht der 13 untersuchten Saucen sind stark salzhaltig, bei zwei Saucen signalisiert die rote Ampel einen hohen Fettanteil.  Unangefochtener Spitzenreiter beim Fettgehalt ist die „Knoblauch Sauce“ von Kühne mit 32 Gramm Fett pro 100 Gramm. Die bei weitem süßeste Sauce ist die „Asian Summer“-Sauce von Kraft mit einem Zuckergehalt von 35 Gramm pro 100 Gramm. Mit jedem Schuss dieser Sauce würzt man sein Essen mit einem Stückchen Würfelzucker. Zu den salzigsten Saucen gehört ausgerechnet der „Kids Tomato Ketchup“ von Heinz. Pro 100 Gramm enthält dieser Ketchup 2,5 Gramm Salz; der „Curry Gewürz Ketchup classic“ vom selben Hersteller dagegen nur 1,8 Gramm, also 30 Prozent weniger.

Kinderketchup „Ketchupi“:
Genau so viel Zucker, aber teurer

Auch Knorr bietet für die Kleinen einen speziellen Kinderketchup namens „Ketchupi“ an, der mit „30% weniger Zucker“ beworben wird. Mit einem Preis von rund 60 Cent pro 100 Milliliter ist „Ketchupi“ deutlich teurer als der Durchschnitt. Dafür ist er sein Geld nicht wert, denn tatsächlich enthält er nicht weniger Zucker als der normale Ketchup von Knorr. Der hat 17,6 Gramm Kohlenhydrate, vor allem Zucker, pro 100 Millliliter, der „Ketchupi“ bringt es auf 18 Gramm. Ob sich der angebliche geringere Zuckergehalt auf einen Vergleich mit anderen Ketchups bezieht, ist nicht erkennbar, da bei der Prozentangabe jegliche Bezugsgröße fehlt.

Knorr (Unilever): Keine Informationen

Überhaupt macht Hersteller Unilever mit seiner Marke Knorr dem Namen der „Ausgezeichnet informiert“-Initiative, der sich das Unternehmen angeschlossen hat, wenig Ehre. Obwohl es angeblich das zentrale Ziel der Initiative ist, „eine verbraucherfreundliche Kalorien- und Nährwertkennzeichnung zu etablieren, die wichtige Produktinformationen für die Zusammenstellung einer ausgewogenen Ernährung verständlich aufbereitet“, geht Unilever gerade mit solchen Informationen sehr sparsam um. Im Internet findet man zu den Produkten nur die groben Nähwertangaben („The big four“), nämlich Zahlen zu Kaloriengehalt, Fett, Eiweiß und Kohlenhydrate, während alle andere Mitglieder der Initiative in der Regel die ausführlichen Nährwert­informationen ins Netz stellen oder schon auf den Etiketten haben. Damit nicht genug: Im gegenwärtigen Sortiment fehlt offenbar auf allen Knorr-Schlemmersaucen oder -Salatdressings jegliche Angabe zu Fett- oder Kaloriengehalt. Auch auf mehrfache Nachfrage von foodwatch war Knorr nicht bereit oder in der Lage, detaillierte Nährwertinformationen zu diesen Produkten zur Verfügung zu stellen.

Du darfst – weniger Fett und Zucker, mehr Salz

Die Marke "Du darfst" dagegen hält in diesem Produktvergleich das, was sie verspricht: Das Dressing "Salatgenuss extra leicht" enthält tatsächlich vergleichsweise wenig Fett und Zucker. Hier kann sich das Produkt mit grünen Ampelfarben schmücken. Tiefrot allerdings ist der Salzgehalt: Mit 2,7 Gramm pro 100 Gramm ist dieses Produkt der Spitzenreiter in dieser Stichrobe. Es scheint, als müssten der fehlende Geschmacksträger Fett und der gering konzentrierte Zucker durch einen hohen Salzgehalt ausgeglichen werden, damit die Sauce ausreichend würzig schmeckt.

Rote Ampel für Thomys "Joghurt Salat-Creme"

Auch am Beispiel der "Joghurt Salat-Creme" von Thomy zeigt die Ampelkennzeichnung ihre "entlarvende" Wirkung: Ganz im Gegensatz zu dem Eindruck, den der Zusatz auf dem Etikett "mit 30% Joghurt" beim Verbraucher hinterlassen soll (wenig Fett, besonders leicht etc.) ist der Fettanteil mit rund 22 Prozent eben doch vergleichsweise hoch und hat deshalb eine rote Ampelfarbe erhalten.

Vergleich GDA und Ampel

Am Beispiel der Würz- und Salatsaucen wird deutlich, dass die GDA-Angaben der Hersteller nicht dazu geeignet sind, dem Verbraucher auf einen Blick die ernährungsphysiologische Wertigkeit eines Lebensmittels zu vermitteln. Bis auf zwei Ausnahmen bleiben alle GDA-Angaben im einstelligen Prozentbereich. Sogar die Zuckerbombe "Asian Summer"-Sauce kommt auf nur 7,2 Prozent des angeblichen Tagesbedarfs an Zucker, die stark fetthaltige "Knoblauch Sauce" von Kühne trägt nach der GDA-Systematik scheinbar nur 7,7 Prozent zum täglichen Bedarf an Fett bei.

Selbst wenn sich der Verbraucher die vielen Zahlen- und Prozentangaben der GDA-Leiste anschauen sollte, erhält er damit keinerlei Signal, dass man mit diesen Lebensmitteln sparsam umgehen sollte. Die Ampelkennzeichnung dagegen würde mit dem roten "Licht" bei Zucker bzw. Fett darauf aufmerksam machen, dass man gut daran tut, die Saucen dezenter einzusetzen.