Nachricht 28.05.2008

Campinas Antwort auf die abgespeist-E-Mail-Aktion

Ein weltumspannender Konzern gibt sich bescheiden: „Campina ist eine Genossenschaftsmolkerei, deshalb passt auf Campina der eher aus dem börsennotierten Umfeld abgeleitete Begriff ‚Milchkonzern’ überhaupt nicht.“ Das steht in einem Brief, den die Absender der abgespeist-E-Mail-Aktion am 15. Mai von Campina Deutschland erhalten haben. Darin betont Campina, dass die Genossenschaftsmolkerei „keinen Gewinn ausweist“, sondern „den Überschuss am Ende jeden Jahres in einer Milchgeldzahlung“ an die Bauern überweist. Der Brief bezieht sich auch auf einen Spiegel-Online-Artikel mit dem Titel „Teuer ist’s, wenn’s Landliebe ist“

foodwatch hatte dokumentiert, dass sich die teure Landliebe-Milch in der Qualität nicht von anderer Milch unterscheidet und weniger als 1 Prozent des satten Preisaufschlags bei den Bauern ankommt.

Campina möchte also nicht als „Konzern“ bezeichnet werden. Aber warum eigentlich nicht? Campina befindet sich zwar im Eigentum einer holländischen Genossenschaft, hat jedoch mehr als 40 Tochtergesellschaften in Europa, Lateinamerika, USA, Russland, Asien und Neuseeland. Die Unternehmensgruppe mit einem Umsatz von mehr als vier Milliarden Euro weist in ihrem Geschäftsbericht selbst das „Konzernvermögen“ aus und spricht von „Konzerngesellschaften“ sowie von einer „Konzernbilanz“. Campina Deutschland bezeichnet sich auf ihrer Website ebenfalls als „Konzern“.

Und wenn Campina behauptet, der Erlös aus dem Milchverkauf gehe „unmittelbar“ an die Bauern, ist das nicht mehr als eine weitere dreiste Verbrauchertäuschung. Die Campina Unternehmensgruppe befindet sich zwar im Eigentum einer holländischen Genossenschaft, verfolgt jedoch nach eigenem Bekunden eine „Strategie des Wachstums“. Unter anderem will sie auf den „Wachstumsmärkten im Mittleren Osten und in Asien“ expandieren. So ist letztes Jahr ein Joghurt-Unternehmen in Thailand dazugekommen.

Diese Strategie kostet viel Geld. So viel, dass für die Bauern offensichtlich zu wenig übrig bleibt. Oder warum haben kürzlich mehr als 500 deutsche Milchbauern aus Prostest über die Preispolitik von Campina ihre Lieferantenbeziehungen gekündigt? Im Geschäftsbericht 2007 heißt es dazu: „Die Welle der Kündigungen begann mit gut 500 deutschen Mitglied-Milchviehhaltern, die Campina mit Hinweis auf Einwände gegen die Vorschusssystematik, auf ihre Erwartungen bezüglich der Entwicklung des Milchpreises und auf die erfahrene absolute Höhe des Campina-Vorschusspreises im Verhältnis zum Milchpreis auf Jahresbasis verließen“

Wer aber Konkretes über die Bezahlung der Bauern in Deutschland erfahren will, dem ergeht es wie bei anderen Anfragen an Campina: Keine Auskunft. Die Campina GmbH in Deutschland veröffentlicht nämlich keinen Geschäftsbericht. Der zusammengefasste Geschäftsbericht der gesamten Campina-Gruppe weist keine gesonderten Zahlen für die Campina GmbH Deutschland aus. Auf der Internetseite erfährt man lediglich: Nach eigenen Angaben hat Campina Deutschland „einen Jahresumsatz von rund 870 Millionen Euro“.

Zu guter Letzt können wir die Reaktion von Campina auf Ihre und unsere Kritik an den unüberprüfbaren Werbeversprechen (Stichwort „Qualitätsgarantie“) nur als Zustimmung werten. Mehr als der lapidare Kommentar: „Hinter Landliebe steht ein umfassendes Qualitätskonzept. Durch umfangreiche Maßnahmen sichern wir die Qualitätsansprüche unserer Landliebe Kunden“ fällt der Landliebe-Firma nicht ein. Diese Mitteilung macht uns auch nicht schlauer.

Es bleibt also dabei: Wer Landliebe-Milch-Produkte kauft, bekommt keine bessere Milch und unterstützt einen großen Milchkonzern.