Nachricht 03.06.2009

Die Capri-Sonne-Antwort auf die E-Mail-Aktion

In der E-Mail-Antwort versucht Capri-Sonne-Hersteller Wild sich zunächst geschickt aus der Zuckeraffäre zu ziehen: „Fakt ist, dass die klassische Capri-Sonne zehn Prozent Zucker enthält. Das ist die gleiche Menge Zucker, die auch in Säften vorliegt.“ Richtig. Und auch Saft ist wegen des hohen Zuckergehaltes kein guter Durstlöscher. Allerdings kann man Capri-Sonne überhaupt nicht mit Saft vergleichen. Das Getränk aus der Tüte ist ein aromatisiertes Zuckerwasser mit einem Mini-Anteil Fruchtsaft – und weder ein Saft noch eine Saftschorle. Eine echte Fruchtsaftschorle dagegen schneidet in Sachen Zucker und Kalorien um Längen besser ab als Capri-Sonne.

Das gilt auch für die die zuckerreduzierten Varianten, die Capri-Sonne als Alternative für alle, die auf „den Kaloriengehalt achten“ wollen, anpreist. Denn die angebliche schlanke Version der Trinktüte würde bei der Ampelkennzeichnung ebenfalls einen roten Punkt für Zucker bekommen. Immerhin will Capri-Sonne in Zukunft die Nährwerte auf alle Verpackungen drucken, ein erster Erfolg des Verbraucherprotestes!

Eine Ampelkennzeichnung und damit wirklich verbraucherfreundlich wird es allerdings nicht werden. Die offizielle Begründung: Getränke mit Süßstoffen bekämen bei der Ampelkennzeichnung einen grünen Punkt. Aha. Diese Ausrede ist wohl noch dünner als der Saftanteil der Capri-Sonne. In der Tat sind künstliche Süßstoffe in Kinderprodukten umstritten und problematisch, da stimmen wir Capri-Sonne uneingeschränkt zu. Aber Süßstoffe sind ein ganz eigenes Thema und haben erst einmal gar nichts mit der Nährwertkennzeichnung zu tun. Vorschriften für den Einsatz und die Kennzeichnung von Süßstoffen müssen jenseits der Frage diskutiert werden, wie der Zucker-, Fett- oder Salzgehalt auf Lebensmitteln ausgewiesen werden soll. Denn darum geht es bei der Ampel.

Und dass diese nur für verarbeitete Lebensmittel, nicht aber für Produkte wie eine Tüte Zucker gelten soll – wie Capri-Sonne behauptet – ist nirgends festgeschrieben. Wir fänden es richtig und gut, wenn die Ampel auf allen Produkten landet – von der Fertigpizza, über Fruchtsaft bis hin zur Zuckertüte.

Capri-Sonnes Argumente gegen die Ampel sind also eigentlich gar keine. Immerhin steht in der E-Mail, man stehe der Ampel „in dieser Form“ skeptisch gegenüber. Das spricht dafür, dass Capri-Sonne sehr wohl weiß, dass die Mehrzahl der Verbraucher die Ampelkennzeichnung will. Als Hersteller von Kindergetränken, der besondere Verantwortung trägt, sollte Capri-Sonne darum voran gehen, statt Ausreden zu suchen und die Ampel einführen. Wie das geht, beweist Tiefkühlgerichteproduzent Frosta. Wann also zieht Capri-Sonne nach?