Nachricht 10.05.2010

Dioxin in Bio-Eiern und in Mastbetrieben

Der aktuelle Dioxinskandal weitet sich aus: Nicht nur Bio-Eier enthielten zu viel Dioxin, auch in Mastbetrieben soll der dioxinbelastete Mais aus der Ukraine verfüttert worden sein – das Fleisch dürfte längst verzehrt sein. foodwatch fordert seit Jahren, verpflichtende Dioxintests für Futtermittel vorzuschreiben. Vorfälle wie dieser könnten dadurch vermieden werden.

Wieder einmal ist Dioxin über Futtermittel auf unseren Tellern gelandet – im Frühstücksei, im Grillhähnchen, möglicherweise auch im Schweineschnitzel. In das Essen gelangte der Giftstoff über Bio-Mais aus der Ukraine, der an die Tiere verfüttert wurde. Lebensmitteleinzelhändler wie Aldi und Lidl haben Eier von betroffenen Lieferanten bereits aus den Regalen geräumt.Vor allem in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen wurden in der vergangenen Woche zahlreiche Höfe gesperrt, auch Mastbetriebe in Schleswig-Holstein sind betroffen. In verschiedenen Bundesländern wird noch geprüft, ob weitere Betriebe den belasteten Mais verfüttert haben – möglicherweise auch an Schweine – oder ob Eier aus betroffenen Chargen in den Handel gelangt sind.

Dioxine sind giftig und krebserregend

Dioxine und die dioxinähnlichen polychlorierten Biphenyle (PCB) sind giftig und zum Teil krebserregend. Sie können vom Körper nur sehr langsam abgebaut werden. Lebensmittel wie Fleisch, Fisch, Eier und Milch sind für 80 Prozent der menschlichen Gesamtaufnahme an Dioxinen verantwortlich. Die durchschnittliche Dioxinbelastung der Bevölkerung ist am oberen Limit dessen, was die Weltgesundheitsorganisation als gerade noch akzeptabel einstuft. Das wissen die europäischen Behörden und Regierungen – und sie wissen auch, dass die Hauptquelle für Dioxine in der Lebensmittelkette Futtermittel sind.

foodwatch fordert dringend verpflichtende Tests

Wäre die Schiffsladung Mais aus der Ukraine auf Dioxine hin untersucht worden, hätte der Skandal verhindert werden können. Das Futter würde durch die Untersuchung der 2.500 Tonnen nur unerheblich teurer. Doch Futtermittelhändler sind bisher nicht verpflichtet, ihre Ware routinemäßig auf Dioxin zu testen. Dadurch werden ungezählte Verbraucher völlig unnötig mit Dioxinen belastet – seit Jahren fordert foodwatch deshalb, die Gesetze zu ändern:

  • JEDE Charge einer Futtermittelzutat muss auf Dioxine/PCBs getestet werden.
  • Bei Grenzwertüberschreitung ist die Charge gefahrlos zu vernichten.
  • Futtermittelhersteller müssen umfassend für Dioxineinträge haften.
  • Die amtliche Futtermittelüberwachung muss so ausgerichtet werden, dass keine einzige Zutat mehr in das Futter gelangt, die nicht die Grenzwerte einhält – ob Öl oder Getreide.

Bundesbehörden: „keine akute Gefahr“

Es bestehe „keine akute Gesundheitsgefahr für die Verbraucher“, so das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in einer aktuellen Stellungnahme zu den Dioxinfunden, auch das Bundesverbraucherministerium wiegelt mit dieser Begründung ab. Doch das ist beim Thema Dioxin nur sehr selten der Fall. Dioxine reichern sich aber lebenslang im menschlichen Körper an und schaden so langfristig. Zudem wird die Belastung während der Schwangerschaft und über die Muttermilch auch an Säuglinge weitergegeben. Diese Bewertung ist deshalb die falsche Antwort auf ein echtes Problem: Billige, also schlecht untersuchte Futtermittel kommen uns teuer zu stehen, denn sie bergen Langzeitgefahren für die menschliche Gesundheit.