Nachricht 13.10.2010

Kühnes Antwort auf die E-Mail-Aktion

Tausende Verbraucher haben sich wegen Kühnes Gurken-Illusion direkt bei dem „Premium“-Hersteller beschwert. Nun hat Kühne auf die E-Mail-Aktion reagiert, weist aber jegliche Vorwürfe zurück. Und verstrickt sich dabei in Widersprüche. 

Wer dick aufträgt, muss sich auch an den selbstgesetzten Maßstäben und Versprechen messen lassen: Kühne verspricht für das „Schlemmertöpfchen“ nicht weniger als „beste natürliche Zutaten“, „erlesen“ gar, mit Hingabe und besonderer Sorgfalt verarbeitet. Dafür sollen Verbraucher einen satten Aufpreis zahlen. Aber was genau sind denn nun die „besten natürlichen Zutaten“, die den Premium-Preis wert sein sollen? Laut Kühnes Antwort an die Unterzeichner der abgespeist.de-Mitmachaktion ist das offenbar vor allem eine Frage der Geometrie und Ästhetik, denn ins Schlemmertöpfchen kämen „nur gerade gewachsene Cornichons mit einer genau festgelegten Größe“. Aha, gerade Gurken also – die haben natürlich ihren Preis, das ist verständlich. Daneben enthalte der Gurkentopf jedoch auch die „besten natürlichen Zutaten“ „Senfsaat, Zwiebeln, Pfefferkörner und Dillkräuter“ – das ist allerdings nicht gerade außergewöhnlich für Gewürzgurken. Und dann wären da natürlich noch die Aromen und der Farbstoff – Zutaten, die ein angebliches Premium-Produkt aus besten Zutaten doch eigentlich gar nicht brauchen sollte.

Kühne erklärt: Mit dem Farbstoff würde ein „appetitliches Aussehen“ erreicht und ohne Aromen könne man einen „hohen Standard“ von „Qualität und Güte“ nicht gewährleisten. Wer aber Appetitlichkeit und hohen Standard ohne Farb- und Aromazusätze nicht gewährleisten kann, der sollte auch nicht mit Premium-Qualität und „besten natürlichen Zutaten“ prahlen. Denn damit haben Aromen – also hochgradig verarbeitete Geschmacksstoffe, die mit den Kräutern, Gewürzen oder Früchten, nach denen sie schmecken, oft nichts zu tun haben – nicht viel zu tun. Sie können aus einer Vielzahl natürlicher Rohstoffe – darunter beispielsweise auch Holzabfall – mithilfe von Mikroorganismen wie Schimmelpilzen gewonnen werden. Und selbst wenn es sich um Aromen aus Kräutern oder Gewürzen handelt, gelangen die nicht in ihrer „natürlichen“ Form ins Produkt. Sie sind vielmehr hochkonzentriert, werden meist auf Trägerstoffe aufgebracht und können in geringen Mengen auch Zusatzstoffe wie Konservierungsmittel enthalten.

Woraus die Aromen im „Schlemmertöpfchen“ konkret bestehen, will Kühne nicht verraten. Der Hersteller verstrickt sich zudem in Widersprüche, was die Herkunft und die Zusammensetzung der Geschmacksstoffe angeht. In einem Schreiben an foodwatch vom August 2010 antwortete Kühne auf die Frage, welche Aromen im „Schlemmertöpfchen“ eingesetzt würden: „Die in unseren Schlemmertöpfchen enthaltenen Aromen werden ausschließlich aus pflanzlichen Rohstoffen gewonnen. Es handelt sich bei diesen pflanzlichen Rohstoffen allerdings nicht um solche, die frisch auch als Kräuter und Gewürze verwendet werden könnten.“ Im Schreiben an die Unterzeichner der Mitmach-Aktion heißt es plötzlich: „Der Gurkenaufguss wird abgerundet durch natürliche Aromen, die ausschließlich aus pflanzlichen Rohstoffen - nämlich aus Kräutern und Gewürzen - gewonnen werden.“ Ja, was denn nun?

Das Unternehmen will auf Nachfrage keinen Widerspruch in beiden Aussagen erkennen und redet sich damit heraus, man habe im Schreiben an foodwatch die Trägerstoffe der Aromen gemeint, die nicht aus Kräutern oder Gewürzen hergestellt würden. Doch von Trägerstoffen ist im Originalschreiben überhaupt nicht die Rede. Angaben dazu, aus welchen Rohstoffen die Aromen denn nun konkret bestehen, will das Unternehmen auch auf mehrfache Nachfrage nicht machen.

Fazit: Gerade Gurken, Farbstoff für appetitliches Aussehen und Aromen, die für eine Geschmacksstandardisierung sorgen sind das Geheimnis von Kühnes „Premium“-Qualität. Verbrauchern dafür einen satten Premium-Aufpreis abzuknöpfen, ist und bleibt ein dreister Trick, der viele Unterzeichner der abgespeist.de-Mitmachaktion wütend gemacht hat. Das zeigen die zahlreichen Kommentare, die Kühne zugegangen sind.

Immerhin schreibt Kühne den Verbrauchern, man nehme die „Resonanz zur foodwatch Kampagne ernst“ und werde die Anliegen „bei der Entwicklung und Überarbeitung von Produkten berücksichtigen“. Wir sind gespannt.