Nachricht 27.05.2010

Sarah Wiener tischt im Speisewagen Zusatzstoffe auf

„TV-Köche tischen auf!“ – so wirbt die Deutsche Bahn für ihre Bordrestaurants. Im Mai 2010 steht die „überzeugte Botschafterin gesunder Ernährung“ (Bahn-Werbung) Sarah Wiener Patin für drei Gerichte wie ein „Frühlingssüppchen“. Auf der Speisekarte sind für diese Gerichte keine Zusatzstoffe deklariert – drin stecken sie aber.

Die vermeintliche Spitzengastronomie im Speisewagen entpuppt sich als ausgebuffte Mogelpackung. Mit dem guten Namen bekannter Fernsehköche wird den Gästen eine Qualität suggeriert, die die Gerichte nicht im Ansatz halten können. foodwatch liegen eingeschweißte Originalverpackungen des Rouladen-Gerichtes von Sarah Wiener samt Zutatenliste vor, wie sie vom Convenience-Hersteller Sander Gourmet an die Bahn geliefert werden. Demnach enthält das Gericht neben gehärtetem Palmfett den Geschmacksverstärker Hefeextrakt, das Verdickungsmittel Xanthan, E 330 (Citronensäure) sowie nicht näher definierte Aromen.

Sterneküche oder Fertigprodukt?

Das angebliche Gourmet-Essen ist nichts als ein Fertigprodukt, das viel mehr mit Spitzentechnologie als mit Spitzenküche zu tun hat – und nichts mit dem erklärten Berufsethos von Sarah Wiener. „Industriell stark verarbeitete Lebensmittel, Fettes und Süßes im Übermaß sowie Nahrung voll chemischer Zusatzstoffe – diese ebenso achtlosen wie ungesunden Essgewohnheiten gilt es zu stoppen“, lässt sich die Köchin auf der Internetseite ihrer eigenen Stiftung zitieren.

Zutatenliste SchweinefleischrouladeSarah Wieners Rezept
Schweinefleisch (56%), Wasser, Rindfleisch, Weißwein, Kerbel (2%), Pinienkerne, Rapsöl, Sellerie, Karotten, Zwiebeln, Petersilie, Mehlschwitze (Weizenmehl, pflanzliches Fett gehärtet, Karamellzucker, Maltodextrin), modifizierte Stärke, Tomatenmark (Tomaten), Ahorn-Sirup, Zitronenschale, Gemüsebrühe (jodiertes Speisesalz, Maltodextrine, Stärke, Dextrose, Palmfett gehärtet, Speisewürze (mit Soja), Hefeextrakt, Aromen (enthält Sellerie), Kurkuma, Muskatnussextrakt), jodiertes Speisesalz, Zucker, Würzmischung (jodiertes Speisesalz, Stärke, Milchzucker, Dextrose, pflanzliches Fett gehärtet, Gemüse (Zwiebel, Sellerie), Hefeextrakt, Speisewürze (mit Soja, Gewürze), Bratenjus (Maltodextrine, Stärke, jodiertes Speisesalz, Palmfett gehärtet, Aromen, Rindfleischextrakt, Zucker, Karamell, Hefeextrakt, Speisewürze (mit Soja), Verdickungsmittel: Xanthan, Guarkernmehl), Kakao, Knoblauch, Gewürze)4 Schnitzel aus der Keule à 150 g 1 TL Tomatenmark, 1 Glas Grauburgunder, 400 ml Gemüsebrühe,1 Möhre, geschält und in Scheiben geschnitten, ¼ Stange Lauch,gewaschen und in Scheiben geschnitten, ¼ Stk. Knollensellerie, geschält, in haselnussgroße Stücke geschnitten, 2 Bund frischer Bärlauch,4 EL Pinienkerne, Abrieb und Saft von 2 Limetten, 2 EL Ahornsirup, 50 ml Rapsöl, Salz, Pfeffer

Lasche Kennzeichnungsregeln in der Gastronomie

Möglich sind solche legalen Mogeleien durch lasche Kennzeichnungsvorgaben für die Gastronomie: Eine Zutatenliste ist nicht vorgeschrieben, und nach § 9 der Zusatzstoffzulassungsverordnung müssen nicht alle Zusatzstoffe angegeben werden. Der Gast kann nicht erkennen, ob in der Küche frisch gekocht oder fertige Convenience-Produkte nur noch aufgewärmt werden, und ob in den Produkte ein Zusatzstoff-Cocktail steckt (siehe: Selbst gekocht – oder nur aufgewärmt?).