Nachricht 04.03.2011

Gutfried lässt die Sau raus

Ende 2010 kritisierte foodwatch, dass die angebliche „Puten Cervelatwurst“ des „Geflügelwurst-Spezialisten Nummer Eins“ (Gutfried über Gutfried) etwa zur Hälfte aus Schweinefleisch bestand. Was freilich nur im Kleingedruckten auf der Rückseite zu erkennen war, während es die Pute gleich doppelt und dreifach und in großen Buchstaben auf die Vorderseite der Verpackung geschafft hatte. Fast 10.000 Verbraucher forderten daraufhin von Gutfried, entweder das Schweinefleisch aus der Wurst zu entfernen oder es klar und deutlich auf der Vorderseite anzugeben. Jetzt hat Gutfried die Sau rausgelassen.

„Verbraucher schätzen wechselseitige Information und Austausch“ behauptet der „Geflügelwurst-Spezialist“ in sinnfreiem PR-Sprech. So kann man sich auch massive Verbraucherproteste schön reden. Klar ist: Ohne die vielen tausend Beschwerdemails wäre das Schwein im Federkleid wahrscheinlich noch eine Weile durch die Supermarkt-Regale stolziert. Die erste Reaktion des Herstellers klang nämlich noch ganz anders: Auf das Schweinefleisch „möchten und können wir aus geschmacklichen und optischen Gründen“ nicht verzichten, richtete Gutfried damals aus. Das scheint sich nach den vielen tausend Beschwerdemails plötzlich geändert zu haben.

Auch wenn die neue, angeblich „verfeinerte“ Rezeptur (neuerdings sorgen 16 Gramm „Pflanzenfett“ für ein bisschen Wurst-Feeling) nichts über die Qualität der nunmehr schweinelosen Wurst aussagt: Das Beispiel Gutfried zeigt, dass die Lebensmittelindustrie massive Verbraucherproteste nicht ignorieren kann. Verbraucherprotest wirkt!