Nachricht 07.03.2012

Nettos Reaktion auf die foodwatch-Anfrage

  • Netto Viva Vital Hackfleisch Zubereitung

foodwatch hat Netto im Vorfeld der ersten Kritik Fragen zukommen lassen. Zu Herkunft der Rohwaren, Tierhaltungsstandards, Zusammensetzung des Gewürzextrakts, nicht einmal zum Verhältnis von Schwein und Rind wollte Netto konkrete Angaben machen. Andere Fragen wurden beantwortet – mal mehr, mal weniger aussagekräftig.

Auf die Frage, weshalb dem Produkt Wasser zugesetzt wird, antwortet der Marken-Discount (Netto über Netto) folgendermaßen:

„Das Wasser muss als ‚technischer Bestandteil‘ des Produktionsprozesses verwendet (…) werden und dient nicht der "Verlängerung" des Produktes. Es wird ausschließlich dazu benötigt, das pflanzliche Eiweiß in eine hackfleisch‐identische Konsistenz zu bringen.“

Immerhin: Netto gibt zu, dass es sich um Pseudo-Hackfleisch handelt, wenn sie etwas in eine „hackfleisch-identische Konsistenz“ bringen wollen. Aber das Wasser dient nicht zum „Verlängern“, sondern ist als „technischer Bestandteil“ zu verstehen? Das ist wirklich hanebüchen. Billige Zutaten – Wasser, Weizeneiweiß und Mehl – dienen dazu, aus einem fettreichen Fleisch-Ausgangsmaterial ein „Light“-Pseudo-Hackfleisch zu formen. Wenn Netto das nicht als „Verlängern“ verstanden wissen möchte, gut. Man könnte den Vorgang auch beim Namen nennen: Es nennt sich Strecken.

Apropos Strecken: Wir hätten gerne von Netto gewusst, wie hoch der Anteil an zugesetztem Wasser ist. Die Rückmeldung war Folgende:

„Der Wasseranteil bei diesem Artikel ‚Zubereitung aus Hackfleisch gemischt mit pflanzlichem Eiweiß‘ liegt nur um ca. 1 Prozent höher als bei herkömmlichem fettreduzierten Hackfleisch.“

Klingt beinahe überzeugend. Nur: Der Wasseranteil im Endprodukt ist nicht das, wonach wir gefragt hatten. Der ist schließlich wenig aussagekräftig, da Fleisch ohnehin zum Großteil aus Wasser besteht – also brutto betrachtet. Wir fragten deshalb gezielt nach der zugesetzten Menge an Wasser. Netto schweigt. Einem Bericht der Chemischen und Veterinärmedizinischen Untersuchungsämter Arnsberg lässt sich allerdings entnehmen, dass das zugesetzte Wasser des Produkts 17 Prozent beträgt. Beinahe ein Fünftel der überteuerten Hackfleisch-Kreation ist demnach Wasser. Kein Wunder, dass der Handelskonzern das nicht freiwillig verraten wollte. Mit Brutto und Netto hat man es eben nicht ganz leicht.

Auf die Frage, weshalb das Produkt mit der Auslobung „30 % weniger Fett“ beworben wird, wenn doch normales Hackfleisch von der Theke gar nicht fettreicher ist, antwortet Netto schlicht:

„Als Vergleichsprodukt wurde das verpackte, im SB‐Bereich angebotene Hackfleisch herangezogen, bei welchem der überwiegende Anteil mit 18g Fett angeboten wird.“

Netto bestätigt damit: Obwohl ihr Pseudo-Hackfleisch nur zu 70 % aus Fleisch besteht, enthält es nicht weniger Fett als herkömmliches Theken-Hackfleisch. Trotzdem wird es als fettreduziert beworben, weil es im Kühlregal fettigere Ware gibt. Das ist schlichtweg Verbrauchertäuschung.