Nachricht 12.07.2017

Die Nährwertampel in Wahlprogrammen

„Ampelkennzeichnung in die Wahlprogramme!" lautetet die foodwatch-Forderung im Vorfeld der Bundestagswahl 2017. Die Botschaft ist angekommen – zumindest bei drei von fünf Parteien. Das zeigt die Analyse der Wahlprogramme der Parteien, die aktuell im Bundestag vertreten sind.

Bis Ende Juni 2017 hatten mehr als 42.000 Menschen dieses Ansinnen unterstützt und im Rahmen einer E-Mail-Protest-Aktion den Vorsitzenden der Bundestagsparteien geschrieben. Sie forderten sie auf, sich in ihren Wahlprogrammen klar zur „Ampel“ und damit zu einer besseren und klaren Lebensmittelkennzeichnung zu bekennen.

Drei Parteien gehen in ihrem Wahlprogramm auf eine verbraucherfreundliche Lebensmittelkennzeichnung ein und erwähnen die Nährert-Ampel. Allerdings lassen diese Parteien die Information, dass eine verpflichtende Ampelkennzeichnung nur auf europäischer Ebene eingeführt werden kann, unter den Tisch fallen. In den Programmen von CDU und CSU wird die „Ampel“ nicht erwähnt.

Parteien mit Nährwert-Ampel im Wahlprogramm

Auszug aus dem Wahlprogramm von Bündnis 90/Die Grünen: „Kundinnen und Kunden werden entmündigt, wenn unverständliche Nährwertangaben Dickmacher verschleiern oder vegetarische und vegane Lebensmittel unklar gekennzeichnet sind. Wir wollen, dass die Lebensmittelpackung die Wahrheit sagt, beispielsweise durch eine Nährwertampel.“ (Beschluss Bundesdelegiertenkonferenz, 16.-18. Juni 2017)

Auszug aus dem Wahlprogramm von Die Linke: „Bei Lebensmitteln muss klar sein, was drin steckt. Deshalb machen wir uns für eine deutliche Kennzeichnung der Inhalts- und Zusatzstoffe sowie der Nährwerte stark. Eine zusätzliche, verständliche Kennzeichnung mit der 'Nährwert-Ampel' soll die Qualitätseinordnung 'auf den ersten Blick' erleichtern.“ (Beschluss Parteitag, 9.-11.6.2017)

Auszug aus dem Wahlprogramm von der SPD: „Wir wollen, dass alle Menschen die Möglichkeit haben, sich gesund zu ernähren. Dabei setzen wir auf Qualitätsstandards, Transparenz, leicht verständliche Kennzeichnungen wie die Nährwert-Ampel und eine klare Herkunftskennzeichnung.“ (Beschluss Parteitag, 25. Juni 2017)

Keine klare Lebensmittelkennzeichnung bei CDU und CSU

Logo von CDU und CSU. Die Ampelkennzeichnung fehlt im Programm der Unionsparteien.

Im gemeinsamen Wahlprogramm von CDU/CSU findet sich kein Hinweis auf die Ampelkennzeichnung. Im eigenen „Bayernplan“ verzichtet die CSU ebenfalls darauf, nachdem sie foodwatch Ende 2016 auf die Protestaktion geantwortet hatte: „Mit den von Ihnen übersandten Positionen werden wir uns in den kommenden Wochen und Monaten intensiv beschäftigen und Ihnen dann gerne zu gegebener Zeit das Ergebnis unserer Beratungen übermitteln.“ Ein Ergebnis hat die CSU jedoch nie übermittelt.

Als 2009 die Nährwert-Ampel in der EU zur Debatte stand, hat sich die CDU/CSU-Fraktion sehr deutlich positioniert: „Die Ampel ist kein geeignetes Mittel, dem mündigen Verbraucher Kenntnisse über die Zusammensetzung von Lebensmitteln und eine gesunde Ernährung zu vermitteln.“

Warum die Ampelkennzeichnung eingeführt werden muss

Für Verbraucherinnen und Verbraucher ist es im Supermarkt nicht möglich, auf den ersten Blick den Zucker- oder Fettgehalt von Produkten zu vergleichen. Die per Gesetz vorgeschriebenen Nährwerttabellen mit Angaben zu Fett, Salz oder Kohlenhydraten finden sich in der Regel versteckt im Kleingedruckten auf der Rückseite der Verpackung.

foodwatch fordert, dass Nährwertangaben klar und verständlich sind – und zwar auf einen Blick auf der Vorderseite von Lebensmittelverpackungen. Und sie müssen vergleichbar sein. Mit der Ampelkennzeichnung wird das erreicht: Statt auf unrealistische Portionsgrößen setzt sie auf einheitliche Angaben pro 100 Gramm – und auf Signalfarben, womit die Information über die wichtigsten Nährwerte Fett, Zucker und Salz spielend leicht wird.

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