Nachricht 12.08.2013

Deutsche Bank sponsert Polit-Talkshow auf Phoenix

foodwatch will mit einer Anzeige beim Rundfunkrat die Ausstrahlung zweier Talkshows im TV-Sender Phoenix verhindern. Hintergrund: Die Sendungen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück sollen aus dem Hauptstadtbüro der Deutschen Bank gesendet werden – obwohl ein Sponsoring von politischen Fernsehsendungen laut Rundfunkstaatsvertrag verboten ist.

Der öffentlich-rechtliche Fernsehsender Phoenix hat im August sowohl Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) als auch Kanzlerkandidat Peer Steinbrück von der SPD zu ausführlichen Interviews eingeladen. Soweit kein ungewöhnlicher Vorgang mitten im Bundestagswahlkampf. Ungewöhnlich ist allerdings der Ort der Talkshows aus der Phoenix-Reihe „Forum Politik“: Beide Gespräche sollen in der Hauptstadtrepräsentanz der Deutschen Bank stattfinden.

foodwatch sieht darin einen Verstoß gegen das Sponsoringverbot von Sendungen zur politischen Information und hat deshalb beim Rundfunkrat Anzeige erstattet. Damit soll die Ausstrahlung der zwei Sendungen verhindert werden.

„Ich begrüße Sie herzlich im Atrium der Deutschen Bank“

Bereits in der Vergangenheit hatte Phoenix in der Reihe „Forum Politik“ Sendungen aus Räumlichkeiten der Deutschen Bank ausgestrahlt. Darauf wurde auch explizit hingewiesen: „Ich begrüße Sie herzlich zu unserem ersten Forum Politik (…) im Atrium der Deutschen Bank“ – mit diesen Worten begrüßte die Moderatorin in der ersten Phoenix-Talkrunde die Zuschauer. Eingeblendet zum Start der Sendung: das Logo und das Gebäude  der Deutschen Bank. Auch in der Abmoderation fehlte der Hinweis auf das größte deutsche Finanzinstitut nicht: „… das war das erste Forum Politik (…) aus der Deutschen Bank in München“, beendete der Co-Moderator die Sendung.

Klarer Verstoß gegen Sponsoringverbot

Dabei verbietet der Rundfunkstaatsvertrag eigentlich jegliches Sponsoring von politischen Informationsprogrammen. In §8, Absatz 6 heißt es unmissverständlich: „Nachrichtensendungen und Sendungen zur politischen Information dürfen nicht gesponsert werden.“

Enge Verquickung von Banken und Staat

Mit der Anzeige an den Rundfunkrat will foodwatch ein Zeichen setzen gegen demokratieschädliches Lobbying und gegen die Hungerspekulanten der Deutschen Bank. Die Verquickung von Banken und Staat hat die Exzesse der Finanzindustrie, zu denen auch die Spekulation mit Nahrungsmitteln gehört, erst möglich gemacht. Teil dieser Verquickung ist auch das Sponsoring öffentlich rechtlicher Medien durch Unternehmen wie die Deutsche Bank, das eine unabhängige Berichterstattung etwa über die unmoralischen Nahrungsmittelspekulationen der Deutschen Bank gefährdet.

Deutsche-Bank-Logo soll nicht mehr gezeigt werden

In einer Stellungnahme gegenüber foodwatch hatte Phoenix betont, dass zwar „Veranstaltungsraum, Bewirtung und Sicherheit“ von der Deutschen Bank gestellt werde, die „redaktionelle Hoheit“ allerdings allein bei Phoenix und dem Deutschlandfunk liege. Gegenüber dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ erklärte eine Sprecherin des Senders, man werde sichergehen, dass das Logo der Bank nicht gezeigt werde.

Die Phoenix-Sendung mit Bundeskanzlerin Angela Merkel soll am 13. August um 19:15 Uhr ausgestrahlt werden, das Gespräch mit Peer Steinbrück am 30. August.