Nachricht 09.07.2012

Doppelspiel der Deutschen Bank?

Öffentlich gibt sich die Deutschen Bank beim Thema Nahrungsmittelspekulation nachdenklich. Doch es wachsen Zweifel, ob sie die Geschäfte tatsächlich – wie angekündigt – ernsthaft überprüfen will. In seiner Stellungnahme vor einem Bundestagsausschuss erweckte der Chefvolkswirt der Deutschen Bank den Eindruck, als sei die Prüfung bereits beendet – und als halte sein Haus die Hinweise auf eine schädliche Wirkung der Spekulationsgeschäfte für nicht zutreffend. Macht die Deutsche Bank einfach weiter wie bisher?

Seit Juni bilden sie gemeinsam die Doppelspitze der Deutschen Bank: Anshu Jain und Jürgen Fitschen. Seither bemühen sich die Vorstandsvorsitzenden, ein positives Bild abzugeben und das Image des Geldhauses zu verbessern. Man sei sich der Verantwortung für ein nachhaltiges Geschäftsmodell bewusst, betonen sie.

Deustche Bank reagierte auf Protest

Unter ihrem Vorgänger Josef Ackermann war die Deutsche Bank unter anderem für ihre Geschäfte mit Agrar-Rohstoffen stark kritisiert worden. foodwatch hatte im Oktober 2011 in dem Report „Die Hungermacher“ zahlreiche Belege dafür publiziert, dass die Spekulation mit Agrar-Rohstoffen zu einem tatsächlichen Anstieg der Lebensmittelpreise führt und in armen Teilen der Erde Hunger verursacht. In einer Protestaktion wandte sich foodwatch direkt an Josef Ackermann und forderte die Deutsche Bank zum Ausstieg aus. Mehr als 63.000 Menschen unterstützten diese Forderung.

Und die Deutsche Bank reagierte auf den Protest: Neue börsennotierte Anlageprodukte auf Basis von Agrar-Rohstoffen soll es vorerst nicht geben; bis Ende des Jahres will die Bank zudem einen Bericht zu den Auswirkungen ihrer Anlagen auf Nahrungsmittelpreise vorlegen.

Hinter verschlossenen Türen zeigt sich ein anderes Bild

Doch wie ernst diese Prüfung wirklich gemeint ist, bleibt fraglich. Denn in einer Anhörung in dem wenig beachteten Bundestagsausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit schlägt Deutschlands größte Bank ganz andere Töne an: Es gebe „kaum stichhaltige empirische Belege für die Behauptung, dass die zunehmende Bedeutung von Agrarfinanzprodukten zu Preissteigerungen“ führe, erklärte der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, David Folkerts-Landau, bei einem Expertengespräch im Ausschuss für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung des Deutschen Bundestags.

Spielt die Deutsche Bank nur auf Zeit, gibt sie sich nur deshalb nachdenklich, weil dies angesichts der öffentlichen Debatte opportun erscheint? Die Stellungnahme Folkerts-Landaus legt diese Vermutung nahe. Der Chef-Volkswirt erweckte den Eindruck, als sei der Deutschen Bank an einer ernsthaften Überprüfung der Spekulationsgeschäfte mit Nahrungsmitteln nicht gelegen, als wolle das Geldghaus einfach weiter machen wie bisher.

Doch selbst wenn die Deutsche Bank den Beweis noch nicht erbracht sieht: Allein die zahlreichen Hinweise, dass die Spekulationsgeschäfte zu Hungerkrisen beitragen, sind Grund genug zum Handeln. Deutschlands größte Investmentbank sollte vorsorglich auf die Rohstoffgeschäfte verzichten – erst recht, weil diese Anlagen nicht einmal einen volkswirtschaftlichen Nutzen haben.

Andere Banken sind schon weiter

Andere Geldhäuser zeigen, wie es gehen kann: Nicht lange Studien erstellen und die Entscheidung hinauszögern, sondern angesichts der zahlreichen Belege für die Schädlichkeit der Geschäfte aussteigen – sofort. So hat die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) im Juni erklärt, aus der Spekulation mit Agrarrohstoffen auszusteigen. Im April dieses Jahres hatte bereits die DekaBank der Sparkassen angekündigt, in eigenen Fonds angebotene Wetten auf wichtige Agrarrohstoffe bis zum Jahresende aus dem Portfolio zu streichen.