Nachricht 02.10.2018

Große Koalition will betäubungslose Ferkelkastration weiter zulassen

Die Spitzen von Union und SPD wollen das zum 1. Januar 2019 greifende Verbot der betäubungslosen Kastration von Ferkeln verschieben. Dabei könnte diese blutige und schmerzliche Tortur Millionen von männlichen Ferkeln durch eine einfache Methode erspart bleiben - ohne Risiken und Nebenwirkungen für Verbraucherinnen und Verbraucher. 

Die GroKo will die betäubungslose Ferkelkastration in der Tierhaltung vorerst fortsetzen. Wie die Spitzen von Union und SPD am Dienstagmorgen mitteilten, sollen die Koalitionsfraktionen dafür im Bundestag eine Initiative mit dem Ziel auf den Weg bringen, die Übergangsfrist bis zum vollen Verbot um zwei Jahre zu verlängern. CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt (CSU) sagte, mit dem Kompromiss sei nun auch in Zukunft Ferkelzucht in Deutschland möglich. 

Der Bauernverband hatte auch angesichts der generell schwierigen wirtschaftlichen Lage vieler Schweinehalter dringend für eine Verschiebung geworben und darauf verwiesen, dass es keine praktikablen Alternativverfahren gebe. Das Verbot ab 2019 war bereits mit der Reform des Tierschutzgesetzes 2013 beschlossen worden.

In Deutschland werden Millionen Ferkel wenige Tage nach der Geburt ohne Betäubung kastriert. Diese traditionelle Methode soll vermeiden, dass Fleisch von Ebern einen strengen Geruch und Beigeschmack bekommt. Tierschützer forderten, es beim geplanten Verbotsdatum zu belassen, um „Ferkelqual“ nicht zu verlängern.

"Frau Nahles, Herr Dobrindt und Herr Brinkhaus wollen die Bundestagsabgeordneten allen Ernstes dazu nötigen, das grausame Mittelalter der betäubungslosen Ferkelkastration zu verlängern. Dabei kann diese blutige und schmerzliche Tortur Millionen von männlichen Ferkeln sofort durch die Immunokastration erspart werden – ohne Risiken und Nebenwirkungen für Verbraucherinnen und Verbraucher. Es ist einer modernen, aufgeklärten Demokratie unwürdig, faule Machtkompromisse auf Kosten wehrloser junger Tiere zu schließen."
Matthias Wolfschmidt internationaler Kampagnendirektor bei foodwatch und Veterinär

Im Bundesrat hatten Initiativen, die bisherige Praxis noch bis Ende 2020 oder sogar Ende 2023 zu ermöglichen, kürzlich keine Mehrheit gefunden. Aus der Union wurden daraufhin Rufe laut, im Bundestag einen weiteren Anlauf für eine Verschiebung des Verbots zu nehmen. Das Bundesagrarministerium hatte Sympathie für eine befristete Verlängerung der bisherigen Regeln signalisiert.

dpa

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