Nachricht 03.09.2018

Vier Pfoten, Greenpeace und foodwatch für Tiergesundheit

Ein großer Teil der Nutztiere in Deutschland leidet unter vermeidbaren Krankheiten. Gemeinsam mit Greenpeace und Vier Pfoten fordert foodwatch daher ein bundesweites, betriebsgenaues Tiergesundheitsmonitoring sowie verbindliche Vorgaben für die Verbesserung der Gesundheit von Nutztieren.   

Egal, ob es sich um Eier, Schnitzel oder Milch handelt: Fast jedes vierte tierische Lebensmittel stammt von einem kranken Tier. Ein großer Teil der Nutztiere leidet unter vermeidbaren Erkrankungen: Kühe etwa unter Euterentzündungen, Mastschweine unter schmerzhaft verdickten Gelenken, Legehennen unter Knochenbrüchen. Trotzdem gelangen ihre Produkte massenhaft in den Handel. Gemeinsam mit Greenpeace und Vier Pfoten hat foodwatch auf einer Pressekonferenz in Berlin endlich wirksame Maßnahmen für die Gesundheit von Nutztieren in Deutschland gefordert. Denn es gibt bisher keinerlei gesetzliche Vorgaben für die Gesundheit von Nutztieren, die Erkrankungsraten der Tiere werden zudem nicht systematisch erfasst.

Die Kritik in dem gemeinsamen Positionspapier der drei Organisationen: Die Bundesregierung hat bislang keine Maßnahmen vorgelegt, die die eklatanten Missstände in der Nutztierhaltung beenden könnten. Das Tierwohl-Label von Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner etwa greift viel zu kurz – es setzt lediglich Mindeststandards für formale Haltungsbedingungen wie etwa Auslauf und Herdengröße. Kritierien für die Tiergesundheit fehlen hingegen komplett. Hinzu kommt: Die Nutzung des Siegels ist freiwillig – selbst optimistischen Schätzungen zufolge könnten lediglich 20 Prozent der Nutztiere davon profitieren. 

Gesetzliche Vorgaben für die Tiergesundheit fehlen bisher

Die Erkrankungsraten bei Nutztieren hängen von verschiedenen Faktoren ab – einen bisher kaum diskutierten, jedoch sehr großen Einfluss auf die Tiergesundheit hat das Management des Betriebs durch den Tierhalter. Der Gesundheitszustand der Tiere unterscheidet sich deshalb sehr stark von Betrieb zu Betrieb. 

Wissenschaftliche Studien gehen bei Mastschweinen von Lungenerkrankungsraten um die 50 Prozent und schmerzhaft verdickten Gelenken um die 40 Prozent aus. Bis zu 90 Prozent der Milchkühe erkranken im Durchschnitt einmal im Jahr, sei es am Euter, an Stoffwechsel-Störungen oder an den Klauen. Masthühner und Puten können am Ende der Mast aufgrund ihres schnellen Wachstums nicht mehr richtig laufen und verdursten deswegen zum Teil. Über 50 Prozent der Legehennen erleiden Knochenbrüche. 

Vier Pfoten, Greenpeace und foodwatch fordern:

  • ein bundesweites, betriebsgenaues Tiergesundheitsmonitoring
  • verbindliche Vorgaben für die Verbesserung der Gesundheit von Nutztieren
  • für Betriebe, deren Tiere wiederholt sehr schlechte Zustände aufweisen, muss es rechtliche Konsequenzen geben
  • umgekehrt sollten Betriebe, die ein hohes Maß an Tiergesundheit erreichen, dafür finanziell belohnt werden.

Fotos: Andi Weiland / foodwatch