Nachricht 30.05.2007

foodwatch-Test: Dioxin in Fischkonserven

foodwatch hat Dorschleber aus der Dose auf die giftigen Substanzen Dioxin und dioxinähnliche PCB testen lassen. Der gesetzliche Grenzwert wird um das bis zu Zehnfache überschritten. foodwatch fordert eine Rückrufaktion.

Die Ergebnisse des foodwatch-Tests von Dorschleber zeigen, dass Produkte aus der Leber des Ostsee-Kabeljaus offenbar in vielen Fällen weit über den gesetzlichen Grenzwert hinaus mit Dioxinen und dioxinähnlichen polychlorierten Biphenylen (dioxinlike PCB = dl-PCB) belastet sind. Dorschleber gilt unter anderem als schmackhafter und gesunder Brotbelag. Märkte wie Extra (Metro Group), Penny (Rewe), Plus (Kaiser's Tengelmann), Aldi Nord und Edeka bieten Dorschleber in der Dose an. foodwatch hat vier zufällig ausgewählte Produkte getestet. Alle Stichproben überschreiten den gesetzlichen Grenzwert.

Verzehrsdosis 30-fach überschritten

Beim höchstbelasteten Produkt, Dorschleber der Firma Rügen Fisch, würde ein 70 Kilogramm schwerer Mensch durch den Konsum von nur vier Gramm, das ist gerade einmal ein knapper Teelöffel, die von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlene maximale tägliche Aufnahmemenge schon überschreiten. Beim Verzehr einer ganzen Dose würde die empfohlene Höchstmenge um mehr als das 30fache überschritten. Die giftigen und zum Teil krebserregenden Dioxine und dl-PCB reichern sich im Fettgewebe an und können vom Körper kaum abgebaut werden.

Körperverletzung durch hohen Dioxingehalt

Fisch darf maximal acht Pikogramm Dioxine und dl-PCB pro Gramm enthalten. Dieser Grenzwert wird von allen getesteten Produkten deutlich überschritten. Das höchstbelastete Produkt, Dorschleber der Firma Rügen Fisch, enthält 15,3 Pikogramm Dioxin und 62,3 Pikogramm dl-PCB pro Gramm (insgesamt 77,6). Eine zweite Probe derselben Marke enthielt 16,1 Pikogramm Dioxin und 42 Pikogramm dl-PCB pro Gramm (insgesamt 58,1). Dorschleber der Firma Stührk enthielt 13,6 Pikogramm Dioxin und 34,8 Pikogramm dl-PCB pro Gramm (insgesamt 48,4). Dorschleber in der Dose von der Firma Larsen unterschritt mit 2,86 Pikogramm Dioxin pro Gramm als einziges getestetes Produkt den Einzel-Grenzwert für Dioxin von vier Pikogramm. Der Gesamtgehalt an Dioxinen und dioxinähnlichen PCB lag mit 13,2 Pikogramm pro Gramm jedoch über dem gesetzlichen Summengrenzwert von acht Pikogramm pro Gramm.

Behörden müssen Verbraucher schützen

Nachdem die Europäische Union (EU) im Juli 2002 Grenzwerte für den Gehalt an Dioxinen in Lebensmittel erlassen hatte, gilt der gesetzliche Grenzwert für Fisch seit dem 01.03.2007 auch für Fischleber. Produkte im Handel zu belassen, die teilweise weit über diesen gesetzlichen Grenzwert hinaus mit giftigen Dioxinen und dl-PCB belastet sind, ist gesetzeswidrig und verantwortungslos. foodwatch fordert eine sofortige Rückrufaktion. Die Produkte sind nicht verkehrsfähig und dürfen deshalb nicht mehr verkauft werden. Es ist Aufgabe der Behörden in Bund und Ländern, die Einhaltung geltender Grenzwerte durchzusetzen und Hersteller und Handel zu veranlassen, die belasteten Produkte aus den Regalen zu nehmen.

Legende

Prüfverfahren: Richtlinie 2002/69/EG
Prüfzeitraum: 11.05.-18.05.2007
Prüfziel: Prüfung auf polychlorierte Dibenzo-p-dioxine und Dibenzofurane (PCDD/PCDF) und dioxinähnliche polychlorierte Biphenyle (PCB)

Rügen Fisch Probe 1: Dioxingehalt 15,3 pg/g, Gehalt dioxinähnliche PCB 62,3 pg/g, Gesamtgehalt 77,6 pg/g, Inhalt 115 g, Chargennummer AUT: PL22151815WE 42\106 mindestens haltbar bis 31.12.2009

Rügen Fisch Probe 2: Dioxingehalt 16,1 pg/g, Gehalt dioxinähnliche PCB 42,0 pg/g, Gesamtgehalt 58,1pg/g, Inhalt 115 g, Chargennummer AUT: PL22151815WE 42\116, mindestens haltbar bis 31.12.2009

Stührk: Dioxingehalt 13,6 pg/g, Gehalt dioxinähnliche PCB 34,8 pg/g, Gesamtgehalt 48,4 pg/g, Inhalt 120 g, Chargennummer 31-12-2009 L 286 J 5/8 PL.AUT.Nr. 22081802 WE, mindestens haltbar bis 31.12.2009

Larsen: Dioxingehalt 2,86 pg/g, Gehalt dioxinähnliche PCB 10,3 pg/g, Gesamtgehalt 13,2 pg/g, Inhalt 115 g, Chargennummer IS-50402 V 975015 21/11/2006 11:40, mindestens haltbar bis 31.12.2011