Nachricht 10.09.2009

Gentechnisch manipulierter Leinsamen entdeckt

Lebensmittelkontrolleure in Baden-Württemberg haben in zahlreichen Proben Spuren einer nicht zugelassenen, gentechnisch veränderten Leinsaat gefunden. Wahrscheinlich sind entsprechende Produkte in vielen EU-Ländern bereits im Handel.

16 der 41 vom Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Freiburg im Groß- und Einzelhandel genommenen Proben enthielten die gentechnisch veränderte Leinsamen-Sorte „CDC Triffit“. Die Körner stammen offenbar aus Kanada, doch ihr kommerzieller Anbau ist auch dort bereits seit 2001 verboten. Für gentechnisch veränderte pflanzliche Zutaten besteht eine Kennzeichnungspflicht, wenn die Verunreinigung einen Anteil von mehr als 0,9 Prozent ausmacht.

Ross und Reiter nennen

In welche Produkte die gentechnisch veränderten Leinsamen gelangt sind, ist bislang nicht bekannt. Klar ist: Sie sind in der Europäischen Union nicht zugelassen und haben in Lebensmitteln nichts zu suchen. foodwatch verlangt daher, dass die Behörden diese Produkte unverzüglich aus dem Handel nehmen. Und nicht nur das: Sie müssen die Bevölkerung dringend darüber informieren, in welchen Produkten der gentechnisch veränderte Leinsamen enthalten ist, damit die Verbraucher bereits gekaufte Ware zurückgeben können. Die Unternehmen müssen sie in einem solchen Fall zurücknehmen. foodwatch fordert die Behörden auf, Ross und Reiter zu nennen und die Menschen aktiv zu informieren.

Versprochene Koexistenz funktioniert nicht

Immer wieder tauchen in Deutschland oder anderswo in Europa gentechnisch veränderte Pflanzen im Handel auf, die nicht zugelassen sind – ob das Reis, Soja oder, wie in diesem Fall, Leinsamen ist. Die von der EU-Kommission und der Bundesregierung versprochene Koexistenz von herkömmlicher und gentechnisch veränderter Land- und Lebensmittelwirtschaft funktioniert also ganz offensichtlich nicht. Von Wahlfreiheit für die Verbraucher kann schon gar keine Rede sein. Überforderte Kontrollbehörden, übertölpelte Händler und betrogene Verbraucher – das ist die Wahrheit hinter der politisch bequemen Koexistenz-Fassade, mit der die Politiker jedem Konflikt mit Agro-Gentechnik-Konzernen wie Monsanto, den USA oder der Welthandelsorganisation aus dem Weg gehen. Den Laboren fehlen Analysemöglichkeiten und den Behörden der Mut, den Skandal öffentlich zu machen. Die Verbraucher haben allen Grund, dieser Agrar-Gentechnik und ihren Protagonisten zu misstrauen.