Nachricht 28.11.2017

foodwatch-Protestaktion: Alete lehnt Goldenen Windbeutel ab

„Ich will keine Werbelüge mehr sein!“ – mit diesem Demonstrationsschild zog eine foodwatch-Aktivistin im menschengroßen Alete-Babykeks-Kostüm heute vor den Alete-Verwaltungssitz in Bad Homburg. Gemeinsam mit anderen foodwatch-Aktivisten wollte sie den Goldenen Windbeutel, den Preis für die dreisteste Werbelüge des Jahres 2017, an den Babynahrungshersteller übergeben. Alete war jedoch zu keinem Gespräch bereit, ein Wachmann wies die foodwatch-Aktivisten aus dem Firmengebäude.

Entgegen den Empfehlungen von Ärztinnen und Gesundheitsexperten verkauft Alete einen Babykeks mit 25 Prozent Zuckeranteil schon für Säuglinge ab dem achten Monat „zum Knabbernlernen“ – dafür hat Alete heute den Goldenen Windbeutel erhalten. Bei der Online-Wahl von foodwatch zur dreistesten Werbelüge des Jahres hatten in den vergangenen Wochen mehr als 73.000 Verbraucherinnen und Verbraucher ihre Stimme abgegeben, rund die Hälfte entschied sich unter den fünf Kandidaten für das Alete-Produkt.

Alete per Aushang: „alle gesetzlichen Vorgaben eingehalten“

Der Babynahrungshersteller nahm den Negativpreis allerdings nicht an – die foodwatch-Aktivisten standen vor verschlossenen Türen. Als sie um das bereits vorab angefragte Gespräch mit der Alete-Geschäftsführung baten, wies sie ein Wachmann aus dem Firmengebäude. Von der Unternehmensleitung wollte sich niemand vor den wartenden Journalisten äußern. Lediglich auf einem Aushang an der Eingangstür bezog Alete Stellung und verteidigte seinen Babykeks gegen Kritik: Schließlich würden „alle gesetzlichen Vorgaben eingehalten“ und der  Zuckergehalt sei „deutlich gekennzeichnet“. Zudem würde auf der Packung erläutert, wie die Angabe „babygerecht“ zu verstehen sei: „für die kleine Hand zum Selberessen.“ „Das ist weder dreist noch gelogen“, so Alete. Nach dem Start der Windbeutel-Wahl hatte Alete bereits reagiert und Anfang November angekündigt, seinen Babykeks immerhin nicht länger auf der Packung als „babygerecht“ zu bezeichnen und die Rezeptur zu verändern. 

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Fotostrecke 28.11.2017

Babykeks vom Markt nehmen, Sortiment überarbeiten!

foodwatch fordert Alete auf, das Produkt vom Markt zu nehmen und sein Sortiment zu überarbeiten. Denn obwohl Experten von zugesetztem Zucker für Babys abraten, hat Alete etwa 30 Prozent seiner Babyprodukte Zucker beigemischt, unter anderem Joghurts, Grießbrei, Puddings oder auch Keksen. Verbraucherinnen und Verbraucher können den Aufruf an Alete unter www.alete-aktion.foodwatch.de unterstützen.

Schreiben Sie jetzt an Alete und fordern Sie den Babynahrungshersteller auf, künftig nur noch Babylebensmittel anzubieten, die wirklich babygerecht sind!

WHO rät von zugesetztem Zucker für Säuglinge ab

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) etwa rät für die Ernährung von Säuglingen und Kleinkindern explizit von zugesetztem Zucker ab. Auch das von der Bundesregierung ins Leben gerufene Netzwerk „Gesund ins Leben“ empfiehlt als Beikost für Säuglinge „Produkte ohne Zugabe von Zucker“. Alete vermarktet seinen zuckrigen Keks dennoch ab dem achten Lebensmonat. 

Prof. Dr. Wieland Kiess, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin an der Universität Leipzig
„Säuglinge sollten keine Produkte mit zugesetztem Zucker essen, um zum Beispiel Entstehung von Karies und eine frühe Süßgewöhnung zu vermeiden. Die Ernährung in den ersten Lebensmonaten ist prägend und beeinflusst das spätere Ernährungsverhalten eines Menschen. Einen Keks mit 25 Prozent Zucker für Babys zu empfehlen, ist schlicht verantwortungslos.“
Prof. Dr. Wieland Kiess Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin an der Universität Leipzig

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