vanda lay / photocase.de, Montage: foodwatch

Kinderernährung

Wie die Industrie aus Kindern Junkfood-Junkies macht

Das ist das Problem

In Deutschland sind 15 Prozent der Kinder übergewichtig, sechs Prozent sogar stark übergewichtig, also adipös – ihnen drohen Krankheiten wie Typ-2-Diabetes, Gelenkprobleme, Bluthochdruck und Herzerkrankungen. Im Vergleich zu den 80er und 90er Jahren ist der Anteil übergewichtiger Kinder um 50 Prozent gestiegen. Ein wesentlicher Grund für das Übergewichtsproblem: Kinder ernähren sich falsch. Sie essen doppelt so viele Süßigkeiten und nur halb so viel Obst und Gemüse wie empfohlen. Mittlerweile ist jeder siebte Todesfall auf ungesunde Ernährung zurückzuführen. Fehlernährung ist damit etwa genauso tödlich wie das Rauchen.

Das ist der Stand

Die Lebensmittelindustrie vermarktet vor allem ungesunde Lebensmittel gezielt an Kinder. Im Fernsehen laufen Werbespots für zuckrige Frühstücksflocken, Fast-Food-Anbieter locken mit bunten Comicfiguren oder Spielzeugbeigaben und in den sozialen Medien werben reichweitenstarke Influencer:innen im Auftrag großer Konzerne für Zuckerbomben und fettige Snacks. Damit steigert die Industrie den Verzehr dieser Produkte und torpediert die Bemühungen von Eltern, Kinder für eine gesunde Ernährung zu begeistern. Bundesernährungsminister Cem Özdemir will nun per Gesetz Kinder vor Junkfood-Werbung schützen. Unter anderem soll im Fernsehen, Radio und Streamingdiensten zu Zeiten, wenn viele Kinder vor den Empfangsgeräten sitzen, keine Werbung mehr für Produkte laufen, die zu viel Zucker, Fett oder Salz enthalten. Grundlage ist das Nährwert-Profil der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Das fordert foodwatch

Der Gesetzentwurf von Cem Özdemir entspricht weitgehend den Forderungen von foodwatch und anderen Fachorganisationen: Wenn Kinder vor den Empfangsgeräten sitzen, sollten nur ausgewogene Lebensmittel beworben werden und auch Influencer:innen sollten nur noch für Gesundes werben dürfen. Doch gegen die ehrgeizigen Pläne von Cem Özdemir laufen Industrie-Lobbyisten Sturm. Gemeinsam mit zahlreichen Fachgesellschaften und Verbraucherverbänden warnt foodwatch die Bundesregierung davor, das Vorhaben aufzuweichen, denn der Schutz der Kindergesundheit muss Vorrang vor den Wirtschaftsinteressen der großen Lebensmittelkonzerne haben.