Nachricht 02.11.2012

Nestlé will keine gesunden Flocken für Kinder

Nestlé Shredded Wheat und Cheeri's

Weniger Zucker ist machbar! foodwatch hatte Nestlé mit den „Flockies“ ein Musterprodukt für ausgewogene Frühstücksflocken für Kinder überreicht. Nestlé wollte prüfen – das Ergebnis: Zwei neue Erwachsenenprodukte mit weniger, ein neues Kinderprodukt mit ganz viel Zucker. Damit sei „für Deutschland viel erreicht“, so Nestlé...

30 bis 37 Prozent Zucker enthalten Nestlés Frühstücksflocken für Kinder – Süßigkeiten. Auf maximal 28 Prozent soll der Gehalt sinken, verspricht der größte Nahrungsmittelkonzern der Welt – immer noch Süßigkeiten. Dass es auch anders geht, hat foodwatch gezeigt und Nestlé-Deutschland-Chef Gerhard Berssenbrügge unsere „Flockies“ überreicht. Ein Musterprodukt, ausgewogen und lecker, für Kinder attraktiv verpackt. Und mit weniger als 10 Prozent Zucker, der nur aus den Trockenfrüchten stammt.

25.000 Verbraucher schrieben an Nestlé

Berssenbrügge bedankte sich für die „konstruktive“ Anregung und versprach, sich näher mit den Flockies zu befassen. Währenddessen forderten fast 25.000 Verbraucher Nestlé über unsere E-Mail-Aktion auf, nur noch ausgewogene Flocken für Kinder mit maximal 10 Prozent Zucker anzubieten.

Inzwischen hat uns Nestlé das Ergebnis der Prüfung unserer „Flockies“ mitgeteilt. Mit „konstruktiv“ können wir es jedoch leider nicht umschreiben. In einem Brief kündigte Nestlé an, tatsächlich zwei Produkte mit niedrigem Zuckergehalt (knapp ein und knapp 10 Prozent) zu Testzwecken einzuführen, wenn auch nur online in dem eher schwach besuchten Internet-Shop „Nestlé-Marktplatz“. Klingt trotzdem gut? Dachten wir auch. Doch beim näheren Hinsehen sind die Produktneuerungen nur ein Schein-Fortschritt: Die neuen Produkten „Cheerios“ und „Shredded Wheat“ sind gar nicht neu, sondern in anderen Ländern längst auf dem Markt. Es handelt sich dabei nicht um Kinderprodukte, sondern um Erwachsenenprodukte, die bei Nestlé traditionell viel weniger Zucker enthalten als Flocken für Kinder. Beim Kindersortiment bleibt es dabei: Mit Comicfiguren und Gewinnspielen ködert Nestlé Kinder nur für solche Flocken, die viel zu viel Zucker enthalten. Wie soll so ein ernstgemeinter Test für eine Verbesserung der Kinderprodukte aussehen?

Weniger Zucker für Große, neue Zuckerbombe für Kinder

Mehr noch: Erst in diesem Jahr brachte Nestlé ein neues Kinderprodukt in den Handel (und zwar nicht nur online), die „Kosmostars“. Mit 34 Prozent setzen sie sich in die Spitzengruppe der größten Zuckerbomben des Unternehmens.

Das Beste aber kommt zum Schluss: In dem Brief fordert uns Nestlé implizit auf, unsere Kritik am Zuckergehalt einzustellen – wörtlich: „Ihre Aktionen beeinträchtigen unsere Bemühungen, unser Cerealien-Sortiment kontinuierlich zu ändern oder neue Konzepte zu testen.“ Diese Bemühungen – vor allem also die zwei „neuen“ Erwachsenenprodukte im Online-Shop – stuft Nestlé offenbar als Errungenschaft von nationaler Bedeutung ein. Locker-flockig schreibt das Unternehmen allen Ernstes: „Mit dem Test der beiden Produkte mit geringem Zuckergehalt haben wir für Deutschland in extrem kurzer Zeit sehr viel erreicht.“ „Für Deutschland“? Drunter macht es Nestlé wohl nicht. Ganz ernst konnten wir auf einen solchen Brief und den „Test“ nicht reagieren. Wir haben uns für Ironie entschieden – und per Pressemitteilung heute vorgeschlagen, Nestlé-Chef Berssenbrügge mit dem Bundesverdienstkreuz zu ehren. Eine solche Leistung fürs Land sollte gebührend gewürdigt werden. So stellen wir uns das vor:

Neue Flocken für Deutschland. Bundesverdienstkreuz für Nestlé-Chef Gerhard Berssenbrügge.

E-Mail-Aktion: Zucker runter, Nestlé!

Damit wir auch in Sachen Kinder-Frühstück etwas erreichen, bleiben wir bei unserer Forderung: Maximal 10 Prozent Zucker in Cerealien, die als geeignet für Kinder vermarktet werden! Bitte unterstützen Sie unsere E-Mail-Aktion: Zucker runter, Nestlé!