Report: Hygiene in Bäckereien

Cover foodwatch-Report "Bayerisches Brot"

Mäusekot, Käferbefall, Schimmel, Dreck: In mehreren Großbäckereien in Bayern herrschten über Jahre hinweg immer wieder teils ekelerregende Zustände. Das zeigen Kontrollberichte der bayerischen Lebensmittelbehörden, die foodwatch in dem Report „Bayerisches Brot“ öffentlich gemacht hat. 

Bei manchen Kontrollen war alles in Ordnung, in anderen Fällen stießen die Kontrolleurinnen und Kontrolleure auf ekelerregende Zustände: „deutlich sichtbarer Schädlingsbefall“, „massive“ Verunreinigungen, „schwärzliche Flecken, vermutlich Schimmel“, heißt es in Kontrollberichten beispielsweise. Immer wieder waren auch Beschwerden von Kunden Auslöser für Kontrollen. So fand ein Kunde einen Fremdkörper in einem Brötchen, der vom bayerischen Landesamt LGL als „Kotpille eines Kleinsäugers“ identifiziert wurde. Ein anderes Mal wurde ein Fremdkörper als eine eingebackene „Deutsche Schabe“ identifiziert.

Report „Bayerisches Brot“ dokumentiert Missstände

Die Verbraucherinnen und Verbraucher erfuhren von den Zuständen nichts, denn die Ergebnisse der amtlichen Lebensmittelkontrollen werden in aller Regel nicht veröffentlicht. foodwatch hat jedoch über das sogenannte Verbraucherinformationsgesetz (VIG) bei den zuständigen Behörden die Herausgabe von Kontrollergebnissen zu acht der größten bayerischen Bäckerei-Unternehmen beantragt. So erhielt foodwatch Informationen zu 69 Kontrollen aus den Jahren 2013 bis 2016 bei den Unternehmen Bachmeier, Der Beck, Heinz, Hiestand, Höflinger, Hofpfisterei, Ihle und LSG. Die Ergebnisse dokumentiert der Report „Bayerisches Brot“.

Report München (ARD): „Transparenz? Fehlanzeige! Ekelbrot in bayerischen Bäckereien“

Schweigen der Behörden ist der eigentliche Skandal

Die Recherchen zeigen: Wir brauchen eine Neuausrichtung der Lebensmittelüberwachung in Deutschland. Die Behörden müssen dazu verpflichtet werden, künftig ausnahmslos alle Ergebnisse der amtlichen Kontrollen zu veröffentlichen. Erst das schafft für Lebensmittelbetriebe einen Anreiz, sich jeden Tag an die Hygieneregeln zu halten, und sorgt für einen fairen Wettbewerb, in dem die sauberen Betrieben nicht länger die Dummen sind. Bisher fehlt dazu die rechtliche Grundlage – wollen Beamte Informationen veröffentlichen, drohen daher Klagen der betroffenen Unternehmen. 

Solange nicht alle Kontrollergebnisse öffentlich sind, muss die Frage gestellt werden: Von welchen Hygieneskandalen wissen die Behörden noch, ohne darüber zu informieren?
Johannes Heeg foodwatch

Bundesweit wird jeder vierte Betrieb beanstandet

Zustände wie in Bayern sind nicht die Ausnahme, sondern die Regel: Jedes Jahr wird in Deutschland jeder vierte kontrollierte Lebensmittelbetrieb beanstandet, vor allem wegen Hygieneverstößen. Union und SPD hatten in ihrem Koalitionsvertrag zwar bereits 2013 versprochen, auf Bundesebene rechtliche Klarheit für eine bessere Verbraucherinformation zu schaffen. Dieses Versprechen wurde aber nicht eingelöst. Solange der Bund nicht für Rechtssicherheit sorgt, könnte aber auch jedes Bundesland mit einem eigenen Landesgesetz Transparenz vorschreiben – und damit Fälle wie in Bayern in Zukunft verhindern. 

Dänemark als Vorbild für mehr Transparenz

Anders ist die Situation in Dänemark. Das Land ist aus Sicht von foodwatch Vorbild für eine Reform der Lebensmittelüberwachung. Dort sind Lebensmittelbetriebe seit 15 Jahren verpflichtet, die Kontrollergebnisse an der Eingangstür auszuhängen. Die Prüfberichte sind zudem im Internet abrufbar. Zusammengefasst und bewertet wird das Ergebnis mithilfe eines Smileys. Seit Einführung des „Smiley-Systems“ hat sich die Quote der beanstandeten Betriebe halbiert, von 30 auf 15 Prozent (Deutschland rund 25 Prozent). Inzwischen haben weitere Länder, unter anderem Frankreich und Großbritannien, ähnliche Systeme eingeführt.