Nachricht 10.01.2019

Klöckner veröffentlicht Ernährungsreport 2019

99 Prozent der Deutschen achten beim Essen auf dem Geschmack. Das ist einer der Erkenntnisse aus dem Ernährungsreport 2019 von Ernährungsministerin Julia Klöckner. foodwatch fordert statt Scheinpolitik endlich wirksame Maßnahmen gegen drängende Probleme. 

Die meisten Deutschen stehen wenigstens ein paarmal in der Woche in der Küche am Herd, fast alle legen Wert auf gesundes Essen und 99 Prozent von Ihnen legen Wert auf den Geschmack. Das sind einige Ergebnisse des neuen Ernährungsreports „Deutschland, wie es isst“, den Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) am Mittwoch in Berlin vorstellte.

Wenn man nach den Antworten der Forsa-Umfrage geht, müssten die Deutschen sehr gesund leben: 91 von 100 geben an, dass es bei der Ernährung auf die Gesundheit ankomme. 50 Prozent achten nach eigenen Angaben beim Einkaufen auf das Bio-Siegel. Dagegen lässt sich schneiden, dass fast die Hälfte der Frauen, sechs von zehn Männern und jedes siebte Kind in Deutschland übergewichtig sind. Der Bio-Anteil bei den Lebensmittel-Ausgaben lag 2017 unter 6 Prozent.

Scheinpolitik statt wirksame Maßnahmen

Statt blumige Reports zu veröffentlichen, sollte Ernährungsministerin Julia Klöckner endlich wirkungsvolle Politik machen, kritisiert foodwatch. Um Fehlernährung oder die katastrophalen Bedingungen in der Tierhaltung zu bekämpfen, setze die CDU-Politikerin auf freiwillige Vereinbarungen mit Industrie und Landwirtschaft – Maßnahmen, die erfahrungsgemäß nichts bewirken.

„Wir sollten die Arbeit des Ernährungsministeriums nicht an der Qualität seiner PR-Aktivitäten messen, sondern an seinem verbraucherschutzpolitischen Handeln. Die Menschen erwarten wirksame Maßnahmen für eine bessere Tierhaltung oder zur Förderung eines gesunden Lebensmittelangebots, aber gewiss keine Scheinpolitik. Frau Klöckner offenbart ein fragwürdiges Verständnis von ihrem Amt als Bundesernährungsministerin. Sie verteidigt wirtschaftliche Interessen gegen Anliegen des Verbraucherschutzes, wenn sie allein auf freiwillige Maßnahmen setzt. Ein freiwilliges Tierwohl-Label wird am katastrophalen Gesundheitszustand zahlreicher Nutztiere kaum etwas ändern. Eine freiwillige Selbstverpflichtung der Lebensmittelindustrie, den Zucker zu reduzieren, ist zum Scheitern verurteilt.“
Martin Rücker Geschäftsführer von foodwatch

Was foodwatch fordert

foodwatch fordert eine verständliche Lebensmittelampel für Zucker, Fett & Co., ein Verbot für die Vermarktung ungesunder Lebensmittel an Kinder und eine 'Limo-Steuer', damit Hersteller einen Anreiz haben, weniger Zucker in ihre Getränke zu mischen.

Bereits vergangenes Jahr haben mehr als 2.000 Ärztinnen und Ärzte in Deutschland Frau Klöckner zum Handeln aufgefordert - aber die Ministerin stellt sich taub. Andere Länder machen längst Ernst im Kampf gegen Fettleibigkeit und führen Ampelkennzeichnungen ein, beschränken die Werbung an Kinder oder besteuern überzuckerte Limonaden. Deutschland hinkt im Kampf gegen Fehlernährung und die massiven Folgeerkrankungen der internationalen Entwicklung meilenweit hinterher.

(mit dpa)