Nachricht 20.11.2015

Rückruf: Kaufland-Reis mit Mineralöl-Rückständen belastet

Die Supermarktkette Kaufland hat den mit potenziell gesundheitsgefährdenden Mineralölen belasteten „Curtiriso Langkorn-Naturreis“ aus dem Verkauf genommen. Das Handelsunternehmen reagierte damit auf Ergebnisse eines Labortests von foodwatch. Allerdings lehnte es Kaufland ab, mit einer öffentlichen Warnung die Verbraucher zu informieren. Anstelle des Unternehmens veröffentlichte daher foodwatch einen öffentlichen Rückruf.

Der betroffene Reis im Sortiment von Kaufland sollte nicht verzehrt werden: In einem foodwatch-Labortest waren in dem Produkt des italienischen Herstellers Curti aromatische Mineralöle nachgewiesen worden, die die EU- Lebensmittelbehörde EFSA als potenziell krebserregend und erbgutverändernd beschreibt. Unter tinyurl.com/kaufland-produktrueckruf veröffentlichte foodwatch deshalb einen öffentlichen Rückruf.

foodwatch-Protestaktion am Dienstag!

Neben der Rückruf-Veröffentlichung im Internet kündigte foodwatch an, anstelle von Kaufland selbst Verbraucheraushänge am kommenden Dienstag um 12 Uhr in der Kaufland-Filiale in Berlin-Wedding (Residenzstr. 85, 13409 Berlin) zu plakatieren und die anwesenden Kundinnen und Kunden zu informieren, sollte der Handelskonzern bis dahin nicht selbst aktiv werden. Parallel forderte foodwatch die für Lebensmittelkontrollen zuständigen Länderministerien sowie das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) auf, die Produktwarnung zu verbreiten. 

Kunden wurden über Rückruf nicht informiert

foodwatch kritisierte das Vorgehen von Kaufland deutlich. Hersteller und Händler waren sich einig darin, dass der Reis aufgrund der Mineralölbelastung aus dem Verkauf genommen werden musste. Trotzdem lehnte es die Supermarktkette auf Anraten des Lobbyverbandes BLL ab, mit einer öffentlichen Warnung auch diejenigen Kundinnen und Kunden zu informieren, die den belasteten Reis bereits gekauft haben. Nach Meinung von foodwatch ist es weder zu erklären noch zu verantworten, dass Kaufland keinen öffentlichen Rückruf startet. Allen Kundinnen und Kunden rät foodwatch, den Reis in ihre Kaufland-Filiale zurückzubringen und eine Erstattung des Kaufpreises zu verlangen.

 


120 Lebensmittel im foodwatch-Labortest

foodwatch hatte Ende Oktober die Ergebnisse einer umfangreichen Laboranalyse von insgesamt 120 Produkten aus Deutschland, Frankreich und den Niederlanden veröffentlicht. 43 Prozent davon enthielten aromatische Mineralöle, in Deutschland war jedes fünfte getestete Lebensmittel (9 von 42 Produkten) belastet – darunter unter anderem Cornflakes, Reis und Grieß. Es ist seit langem bekannt, dass Mineralölrückstände häufig aus den Druckfarben stammen, die in Verpackungen oder Umverpackungen aus Recycling-Karton enthalten sind und die besonders gut auf trockene, lange haltbare Lebensmittel übergehen können.

Lobbyverband riet von öffentlicher Warnung ab

Curti, der italienische Hersteller des belasteten Reis‘, hatte foodwatch gegenüber angekündigt, dass er seine Verpackung überarbeiten wolle und in einem ersten Schritt seinen deutschen Abnehmer Kaufland anhalte, die Ware zurückzurufen. Tatsächlich erklärte Kaufland auf Anfrage von foodwatch per E-Mail: „Nachdem beim Produkt Curtiriso Langkorn-Naturreis Parboiled 4x125 g Beutel pro Verpackung Mineralölrückstände nachgewiesen wurden, wurde die komplette Ware aus dem Verkauf genommen.“ In einer Stichprobe bei Berliner Kaufland-Filialen fand foodwatch dies bestätigt und dokumentierte die leergeräumten Regalflächen mit Fotos. Allerdings lehnte der Handelskonzern eine Information der Kunden, die den Reis bereits gekauft haben, ab – ein Ergebnis von Beratungen mit dem Branchenlobbyverband BLL, wie Kaufland in einer weiteren E-Mail angab: „Zur Beurteilung der Befunde haben wir den Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL) hinzugezogen. Dieser bestätigte uns, dass keine gesundheitliche Risikobewertung vorliegt, welche einen öffentlichen Rückruf impliziert.“

Der vom BLL erweckte Eindruck ist jedoch falsch: Nicht nur die EU-Lebensmittelbehörde EFSA sieht die Risiken aromatischer Mineralöle (MOAH) – auch das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) betont, aufgrund der Risikoeinschätzung „sollte kein nachweisbarer Übergang von MOAH auf Lebensmittel stattfinden.“

Am Regal in einer Kauflandfiliale hieß es irreführend, die Ware sei „ausverkauft“. Einen Hinweis auf potenzielle Gesundheitsgefahren unterließ Kaufland auch hier.