Nachricht 13.02.2013

foodwatch fordert: Produktnamen veröffentlichen!

Im Skandal um falsch deklariertes Pferdefleisch gibt es nun auch Verdachtsfälle in Deutschland. foodwatch fordert Behörden und Handelskonzerne auf, alle Testergebnisse und die Namen aller Produkte des französischen Pferdefleisch-Verarbeiters Comigel, die im deutschen Einzelhandel verkauft wurden und werden, sofort zu veröffentlichen.

Die Vorfälle um falsch deklariertes Pferdefleisch ziehen immer weitere Kreise. Auch nach Deutschland sollen Lieferungen falsch deklarierter Ware gelangt sein. Das habe Luxemburg am heutigen Mittwoch über das europäische Schnellwarnsystem mitgeteilt, sagte eine Sprecherin des Bundesverbraucherministeriums in Berlin. Dass als Rindfleisch deklariertes Pferdefleisch auch nach Deutschland gelangt sein könnte, wissen Bund und Länder jedoch schon viel länger – nämlich spätestens seit dem 31. Januar. Bereits zu diesem Zeitpunkt hatte das Bundesverbraucherministerium die Länder aufgefordert, verstärkt zu kontrollieren. Auch der Lebensmitteleinzelhandel dürfte seitdem informiert sein.

Betrug lange bekannt

Der Betrug ist also lange bekannt. DNA-Tests zur Bestimmung der Tierart kosten 200 Euro und dauern maximal 6 Tage. Doch wo sind die Ergebnisse? Behörden und Einzelhandel schweigen sich aus, es gibt Produktrückrufe, Gerüchte, Vermutungen – nur keine Fakten. Obwohl doch Lebensmittel in Deutschland und der EU angeblich so gut überwacht und perfekt rückverfolgbar sein sollen. foodwatch fordert Behörden und Handelskonzerne auf, die Verbraucher nicht länger für dumm zu verkaufen. Sämtliche Testergebnisse und die Namen aller Produkte des französischen Pferdefleisch-Verarbeiters Comigel, die im deutschen Einzelhandel verkauft wurden und werden, müssen sofort veröffentlicht werden.

Vor allem Fertig-Lasagne betroffen

In den vergangenen Wochen waren in mehreren Ländern der EU Fertiggerichte entdeckt worden, in denen statt des angegebenen Rindfleischs auch Pferdefleisch verarbeitet worden war. In Deutschland handelt es sich nach Angaben des nordrhein-westfälischen Verbraucherschutzministers Johannes Remmel (Grüne) vorwiegend um verarbeitete Lasagne. In dem Verdachtsfall ergebe sich aus der Auswertung der Lieferlisten, dass über einen Zwischenhändler verdächtige Produkte in größerem Umfang nach Deutschland geliefert worden seien.

„Die Lieferungen betreffen nicht nur Discounter und Lebensmittelketten, sondern auch andere Lebensmittelunternehmen, die mit Tiefkühlprodukten handeln“, sagte Remmel in Düsseldorf. Dass es zwischen November 2012 und Januar 2013 Handelsbeziehungen zu verdächtigen Zwischenlieferanten gegeben habe, gehe aus den Lieferlisten hervor. Ob es in Deutschland, so wie in Großbritannien, auch falsch etikettierte Mogelpackungen mit Pferdefleisch gibt, könne aber erst anhand von DNA-Analysen geklärt werden, sobald die Ware gefunden sei.

Pferdefleisch in zwei britischen Betrieben

Britische Behörden versprachen nach dem Fund von Pferdefleisch bei zwei Verarbeitungsbetrieben in England und Wales eine restlose Aufklärung. Die Lebensmittelaufsicht FSA werde ermitteln, „bis es nichts mehr zu finden gibt“, sagte der Leiter der Ermittlungen bei der Behörde, Andrew Rhodes, am Mittwoch dem Sender BBC. Die FSA hatte die beiden Betriebe sofort geschlossen.

Mit der Razzia vom Dienstag ist im Pferdefleischskandal erstmals eine britische Anlage ins Visier der Behörden und der Polizei geraten. Bislang führten die Spuren in andere Länder. Die Supermarktketten und Discounter, um deren Produkte es geht, beziehen die Ware von einem weit verzweigten Netz von Lieferanten und Produzenten über Europa verstreut.

Ausgangspunkt womöglich Rumänien

Spekulationen zufolge könnte der Skandal von Rumänien ausgegangen sein. Die rumänische Regierung geht jedoch davon aus, dass es in dem Land keine Verstöße gegen irgendwelche EU-Regeln gegeben hat. Betroffen waren Produzenten in Frankreich. Am Freitag will die EU-Kommission mit Vertretern aller EU-Länder über das weitere Vorgehen beraten. (mit dpa)