Aus Sicht von foodwatch sind die Empfehlungen nicht geeignet, um die gravierenden Missstände in der deutschen Nutztierhaltung zu beheben. Ein entscheidendes Problem: Die Export-Fixierung der deutschen Agrarindustrie und deren fatale Folgen werden von der Borchert-Kommission in keiner Weise diskutiert. Dabei hat die Fokussierung der deutschen Agrar- und Lebensmittelindustrie auf Exporterfolge einen Unterbietungswettbewerb beim Tier-, Umwelt- und Arbeitsschutz zur Folge. Die Landwirtinnen und Landwirte sind gezwungen, in einem globalen Preisunterbietungswettbewerb zu bestehen – auf Kosten der Umwelt und der Tiere, der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie der Tierhalterinnen und Tierhalter selbst.
Statt die von der Bundesregierung unterstützte Billig-Exportstrategie zu hinterfragen und Strategien für eine neue, nachhaltig ausgerichtete Landwirtschaft zu erarbeiten, will die Borchert-Kommission, dass noch mehr Geld ins Agrarsystem gepumpt wird. Mit den Mehreinnahmen sollen Landwirtinnen und Landwirte ihre Ställe umbauen. Dabei gibt es keine Garantie, dass neue Ställe auch tatsächlich zu Verbesserungen für die Nutztiere führen. Denn Tierschutz hängt nicht allein vom Stallbau ab. Nutztierhaltung ist äußerst komplex – in jedem Betrieb gibt es eine Vielzahl von Faktoren, die beeinflussen, ob Tiere gut gehalten werden oder durch schlechtes „Stallmanagement“ krank gemacht werden.
Der Fokus auf mehr Geld für Ställe ist also eine Irreführung: Den Verbraucherinnen und Verbrauchern wird vorgegaukelt, dass sie mit dem Kauf teurerer Produkte (durch eine „Tierwohlabgabe“) automatisch für die Beseitigung tierschutzwidriger Zustände in der Landwirtschaft sorgen. Dabei ist völlig unklar, ob mit dem Aufpreis wirklich mehr Tierschutz erreicht wird.
foodwatch fordert: Der angemessene Schutz aller Nutztiere muss in Gesetzgebung und Überwachung sichergestellt werden. Und auf der Ebene der landwirtschaftlichen Betriebe müssen die tatsächlich erbrachten Tierschutzleistungen (oder -verstöße) objektiv überprüft und verglichen werden.