Nachricht 13.12.2006

Großmetzgerei räumt irreführende Werbung ein

Die bayerische Fleischereikette Vinzenzmurr darf in Zukunft nicht mehr damit werben, durch den Verzicht auf die Verfütterung von Tiermehl mehr zu tun, als es das Gesetz verlangt. Fristgerecht unterzeichnete das Unternehmen eine Unterlassungserklärung von foodwatch.

Vinzenzmurr ist eine bayerische Fleischereikette mit über 270 Filialen, 105 davon allein in München. Das Familienunternehmen wird in Bayern als Qualitätsmetzgerei wahrgenommen. Auf ihrer Internetseite erklärte die Firma bis vor kurzem, sie wolle: „Mehr tun als gesetzlich vorgeschrieben, also strengere Maßstäbe an die Qualität stellen“. Darum bekämen die verarbeiteten Schweine und Rinder kein Tiermehl und keine präventiven Antibiotika. Rinder würden nicht mit Speiseabfällen, Wachstums- und Leistungsförderern oder Hormonen gefüttert. Doch diese Maßnahmen verbietet das Lebens- und Futtermittelgesetz (LFGB) ausdrücklich. Die Verfütterung von Tiermehl kann beispielsweise mit Freiheitsentzug bis zu drei Jahren bestraft werden. Ebenso verboten ist laut LFGB die Werbung mit Selbstverständlichkeiten wie der Einhaltung gesetzlicher Vorschriften.

Unterlassungserklärung gegenüber foodwatch

foodwatch forderte Vinzenzmurr am 30.11.2006 auf, diese irreführenden Qualitätsversprechen in Zukunft zu unterlassen. Am 12.12.2006 unterzeichnete Vinzenzmurr fristgemäß die von foodwatch geforderte strafbewehrte Unterlassungserklärung und strich die kritisierten Passagen von der Internetseite. Sollte sich Vinzenzmurr nicht an die Verpflichtung halten, muss die Firma an foodwatch eine Vertragsstrafe zahlen, deren Höhe das Gericht festlegt.

Kein Einzelfall im Fleischmarkt

Werbemethoden wie die von Vinzenzmurr sind im Fleischmarkt nicht unüblich: Auch die Werbung der Firma Wiesenhof, des größten Geflügelanbieters Deutschlands, ist fragwürdig. Laut Verpackung wird ihr „Deutsches Fleischhähnchen“ mit „hochwertigem Futter ohne Tiermehle“ aufgezogen. Hersteller und Händler können Verbraucher mit illegaler Werbung und nicht nachprüfbaren Phantasie-Behauptungen in die Irre führen, weil es keine gesetzlichen Qualitätskategorien für Fleisch gibt. foodwatch fordert die Einführung eines geschützten Qualitässiegels mit klaren Kriterien, damit sich Verbraucher beim Einkauf nicht nur an der Werbelyrik der Wirtschaft orientieren können.