Nachricht 26.11.2018

Erfolg: Landliebe muss Kakao-Werbung stoppen

Nach einer Abmahnung durch foodwatch hat die Molkerei Landliebe ihre haarsträubenden und zugleich unerlaubten Werbeaussagen zu gezuckerter Schulmilch zurückgezogen. Auf Slogans wie „Kakao steigert die Intelligenz“ wird das Unternehmen in Zukunft verzichten. Für Berlin und Brandenburg ist die Causa besonders peinlich. 

Das zum Friesland-Campina-Konzern gehörende Unternehmen Landliebe bewarb in einer Elternbroschüre und im Internet gesüßte Schokomilch als gesundheitsförderlich – mit unzulässigen Aussagen, wie „Kakao steigert die Intelligenz“, „macht geistig fit“ und „Kakao zum Frühstück verursacht weniger Karies als Wasser“. Die Aussagen gehen auf Auftragsstudien zurück, die foodwatch als unseriös und wissenschaftlich nicht haltbar einstufte.

In einer Unterlassungserklärung verpflichtete sich die Molkerei, diese Aussagen nicht weiter zu verwenden. Sie zog die Elternbroschüre zum Schulmilchprogramm zurück und entfernte die unzulässige Werbung für den Kakao von seinen Internetseiten.

Blamage für Berlin und Brandenburg

Berlin und Brandenburg hatte sein gemeinsames Schulmilchprogramm ausgerechnet mit den unerlaubten Werbeaussagen von Landliebe begründet, weshalb trotz aller Kritik weiterhin gezuckerte Milchprodukte staatlich subventioniert werden. 

foodwatch forderte Berlin und Brandenburg sowie Nordrhein-Westfalen auf, die Subventionen für Milchgetränke mit Zuckerzusätzen an Schulen zu stoppen. Die drei Bundesländer sind die einzigen, die im Rahmen ihrer Schulmilchprogramme noch an der steuerfinanzierten Förderung von gezuckerten Produkten wie Kakao festhalten. 

„Um die staatlich geförderte Überdosis Zucker weiterhin gewinnbringend an die Schulen liefern zu dürfen, hat Landliebe jahrelang unzulässig Märchen über die vermeintlich positive Wirkung von Schokomilch verbreitet. Schlimm genug, dass einige Bundesländer das bis heute unkritisch mitgemacht haben – wenn es den Bundesländern um die Gesundheit der Kinder und nicht um den Profit der Milchindustrie geht, sollte mit dem Zuckermilchprogramm in Schulen nun endlich Schluss sein“
Martin Rücker Geschäftsführer von foodwatch

Verstoß gegen EU-Recht

Die Landliebe-Werbung zu gesüßter Schulmilch verstieß gegen europäisches Lebensmittelrecht. Denn gesundheitsbezogene Werbeaussagen müssen seit 2012 durch EU-Behörden genehmigt werden – erlaubt sind derzeit rund 260 solcher „Health Claims“. Die abgemahnten Werbesprüche gehören jedoch nicht dazu.

Zahlreiche Zahnmediziner, Kinderärzte und Ernährungsexperten sprechen sich klar gegen die Abgabe von gezuckerter Milch an Schulen aus. Auch die offiziellen Richtlinien der Europäischen Union für das Schulprogramm sehen aus gesundheitlichen Gründen keine Förderung mehr von gezuckerten Produkten vor. Brandenburg, Berlin und NRW jedoch haben eigens Ausnahmeregelungen geschaffen, um weiter auch Kakao und Co. an Schulen fördern zu können. Alle anderen Bundesländer subventionieren, wenn überhaupt, nur noch ungesüßte Trinkmilch. Zuletzt hatte Hessen auf die Kritik an der Zuckersubvention reagiert und angekündigt, gesüßten Kakao aus der Förderung zu streichen.