Schluss mit dem Tierschutz-Betrug

Hallo,

sie werden geschreddert, vergast, getötet: Viele männliche Küken eignen sich heute weder für Eierproduktion noch Mast. Für die Agrarindustrie sind sie daher nur Ausschussware. Und für Aldi der Stoff für einen makabren Marketing-Gag.

Der Discounter hatte damit geworben, „als erster Lebensmittelhändler“ das Kükentöten zu „beenden“ – veränderte aber nur sein Sortiment aus Schaleneiern im Karton. Kükentod-Eier, die sich in Nudeln oder Fertiggerichten verstecken – in Deutschland immerhin die Hälfte des Verbrauchs – tastete die Kette nicht an. 

Für uns bei foodwatch war klar: Mit einer so dreisten Lüge darf Aldi nicht auf Kundenfang gehen. Im Oktober 2020 reichten wir Klage ein. Letzte Woche hat sich Aldi nun kurz vor Beginn der Gerichtsverhandlung verpflichtet, diese Werbung nicht mehr zu verwenden. Ein wichtiger Erfolg mit Signalwirkung für andere Supermärkte: Wer Tierschutz nur vorgaukelt, muss ein peinliches Gerichtsverfahren fürchten. Und das ist gut so. Denn Tierschutz-Lügen nutzen den Wunsch der Verbraucher:innen schamlos aus, den Tieren zu helfen – nur damit der Profit weiter steigt.

foodwatch setzt sich seit vielen Jahren gegen Verbraucher:innentäuschung und für ein Ende des grausamen Kükentötens ein. Dass wir uns dabei auch lange, kostspielige Gerichtsverfahren trauen können, ermöglichen tausende Verbraucher:innen, die unsere Arbeit mit einem regelmäßigen Betrag unterstützen. Wenn auch Sie möchten, dass wir weiter für wirksame Tierschutzregeln streiten, dann bitte ich Sie: Stärken Sie uns und werden Sie heute Fördermitglied von foodwatch.

Das Einlenken von Aldi ist für uns nur ein kleiner Etappensieg. Er setzt der Qual der Nutztiere und der Täuschung der Verbraucher:innen noch kein Ende. Zwar ist das Kükentöten in Deutschland tatsächlich seit Anfang dieses Jahres verboten. Nun setzt die Agrarindustrie auf zwei Verfahren:

  • Bei der Geschlechtsbestimmung ermitteln Spezialist:innen bereits im Brutei das Geschlecht und lassen die männlichen Eier gar nicht erst ausbrüten.
  • Die Bruderhahnaufzucht bedeutet, dass die „Brüder“ der Legehennen nicht getötet, sondern zur Fleischerzeugung aufgezogen werden.

Aber die krankmachende Hochleistungszucht, die das Kükentöten erst hervorgebracht hat, tasten diese „Alternativen“ nicht an. Sie schützen nämlich NICHT vor massenhaften Knochenbrüchen. Sie schützen auch NICHT vor Infektionskrankheiten und sie schützen ebenso wenig vor dem weit verbreiteten Kannibalismus, unter denen die auf Höchstleistung getrimmten Legehennen leiden. 

Von ihnen erwartet die Industrie 300 Eier und mehr pro Jahr. Daher stecken sie die Nährstoffe, die sie mit der Nahrung aufnehmen, in die Eier und nicht in den Fleischansatz. Und der Kalk, aus dem sie Eierschalen formen, fehlt ihren Knochen. Die Folge: 8 von 10 Legehennen müssen mit gebrochenen Knochen leben. Wenn Sie das genauso inakzeptabel finden wie wir, dann helfen Sie uns bei unserem Kampf gegen diese Missstände. Werden Sie Mitglied von foodwatch.

Der einzige Ausweg hin zu einer akzeptablen Hühnerhaltung: robustere Hühnerrassen züchten, bei der beide Geschlechter gesund leben können und für uns nützlich sind. Diese Hennen legen dann vielleicht 50 bis 70 Eier weniger als eine Hochleistungshenne. Aber die Hähne setzen deutlich mehr Fleisch an – das auch noch besser schmeckt als das eines „Bruderhahns“. Und beide, Hennen wie Hähne, sind robuster und weniger anfällig für Krankheiten, Schmerzen und Leiden. Die Betriebe müssten die Preise für Eier und Fleisch nur minimal erhöhen.

Die tierquälerische Hochleistungszucht muss ein Ende haben. Deswegen geben wir uns mit Aldis Eingeständnis nicht zufrieden. Wir kämpfen weiter entschieden für den Umstieg auf diese „Zweitnutzungshühner“, also auf ganz „normale“ Hühner, die sowohl Eier legen als auch Fleisch ansetzen. Helfen Sie uns dabei, dieses Ziel zu erreichen. Stärken Sie die Stimme der Verbraucher:innen, die Qual im Stall satt haben – werden Sie jetzt Fördermitglied von foodwatch.

Vielen Dank und herzliche Grüße

Dr. Chris Methmann

Geschäftsführer foodwatch Deutschland